Kent Nagano träumt von klassischer Musik für alle

Hamburg (dpa) - Der zukünftige Generalmusikdirektor der Hamburger Staatsoper, Kent Nagano, wuchs in einem kleinen Ort voll klassischer Musik auf. Diese Erfahrung wünscht er allen Menschen.

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Der Dirigent Kent Nagano (62) träumt von einer Welt, in der jeder Mensch die Chance hat, Zugang zur klassischen Musik zu finden. „Ich wünsche mir, dass ein jeder in seinem Leben unabhängig von Bildungsstand und Herkunft die sinnstiftende Kraft der klassischen Musik erfahren können soll“, sagte Nagano am Freitagabend in Hamburg bei der Vorstellung seines Buches „Erwarten Sie Wunder!“. Diese Sehnsucht entspringe seiner Kindheit im kalifornischen Morro Bay, einem kleinen Fischerdorf, in dem die klassische Musik dank eines ambitionierten Lehrers eine bedeutende Rolle spielte. „Die Musik stiftete Gemeinsinn in einer kleinen Gesellschaft, die heterogener gar nicht hätte sein können. Sie hielt uns zusammen und gab uns ein Gemeinschaftsgefühl.“

Die Künste, deren geheimnisvollste sicher die Musik sei, machten den Alltag mehr als nur erträglich. „Sie inspirieren uns, öffnen den Geist. Sie helfen uns, Unbegreifliches und Unerträgliches anzunehmen und als Teil unseres Lebens zu akzeptieren, daraus Kraft zu schöpfen und nicht daran zu verzweifeln“, sagte der zukünftige Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper.

Der Zugang zu den Künsten sei jedoch kein Selbstläufer. Er verlange eine Bereitschaft, sich darauf einzulassen und sich mit ihren Inhalten zu befassen. „Klassische Musik birgt mehr als Unterhaltung. Wer diese Bereitschaft nicht erlernt, dem wird sich die Tiefe der klassischen Musik sehr viel weniger leicht erschließen. Vielleicht wird er nie zu ihr finden und sie gar nicht vermissen, weil er nie erfahren hat, wie viel sie einem geben kann.“

Kent Nagano wurde 1951 als Enkel von Einwanderern aus Japan in Kalifornien (USA) geboren. Bis 2013 war er Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München. Im Herbst 2015 wird er Nachfolger von Simone Young an der Hamburgischen Staatsoper.