Keyboard-Legende Keith Emerson gestorben

London/Los Angeles (dpa) - Er galt als einer der kreativsten und progressivsten Rockmusiker an den Tasten: Der britische Ausnahme-Keyboarder Keith Emerson ist gestorben.

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Der Mitbegründer des Trios Emerson, Lake and Palmer nahm sich in seinem Zuhause im kalifornischen Santa Monica wohl selbst das Leben, wie die Polizei der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Musikfans weltweit trauern um einen Virtuosen, dem die Grenzen zwischen klassischer Musik, Rockmusik und Jazz stets egal waren.

Es war eine schlichte Nachricht auf der offiziellen Facebook-Seite von Emerson, Lake and Palmer am Freitagabend: „Wir teilen mit Bedauern mit, dass Keith Emerson vergangene Nacht in seinem Haus gestorben ist.“

Emersons Bandkollege Carl Palmer trauert um seinen „guten Freund und musikalischen Bruder“: Er sei ein „zartes Gemüt“ und ein „Pionier und Wegbereiter“ gewesen, „dessen Liebe zur Musik und Leidenschaft für die Performance als Keyboard-Spieler noch viele Jahre unerreicht bleiben werden“. Emersons tragischer Tod solle nicht sein, was in Erinnerung bleibe, schrieb Greg Lake, ebenfalls Teil des Trios. „Meine Erinnerung an Keith Emerson wird immer sein bemerkenswertes Talent als Musiker und Komponist sein und seine Liebe zum Entertainment.“

Ähnlich begeistert äußerten sich manche Feuilletonisten zu Emersons Lebzeiten. Den „Hendrix der Hammond-Orgel“ nannte ihn etwa der „Guardian“ im Jahr 2002. Da brachte Emerson gerade ein Album bei EMI Classics heraus, spielte aber Steinway statt Keyboard.

Vielseitig war der Brite, der in Nordengland zur Welt kam und an der südenglischen Küste aufwuchs, schon früh: „Ich spielte für die Tanzkurse meiner Tante, als ich 13 und 14 war, alles von Stepptanz bis Ballett“, erzählte er.

Bekannter wurde und blieb Emerson als Teil der Formation Emerson, Lake and Palmer (ELP), die in den 70er Jahren mehrere Platin-Alben einspielte. ELP gilt als erste Supergroup des Progressive Rock überhaupt, ein damals brandneues Genre, in dem fast zeitgleich Bands wie Genesis, Yes und King Crimson ihre Karrieren starteten.

Den Durchbruch feierte ELP gleich 1970 mit dem Debüt beim Isle of Wight Festival mit einer Rockversion des weltbekannten Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski, die es mit Kanonenschüssen beendete. Keith Emerson wurde berühmt für sein virtuoses Spiel weit jenseits aller Genregrenzen, für harmonisch wie metrisch vertrackte Halbstünder und Experimente mit neuester Keyboardtechnik wie dem Moog-Synthesizer.

Die Debütsingle „Lucky Man“ ihres ersten Albums „Emerson, Lake & Palmer“ gehört bis heute zu den bekanntesten Hits der Gruppe, wenngleich der Song musikalisch wenig mit dem übrigen Schaffen zu tun hat. Der große Erfolg endete nach der ersten Hälfte der 70er, danach kam es zu mehreren Trennungen und Wiedervereinigungen der Band.

Emerson spielte solo und in zahlreichen anderen Formationen, machte sich zudem mit Filmmusik einen Namen. Mehr als 20 Jahre lang war er verheiratet, aus dieser Ehe stammen zwei Söhne. In den 90ern konnte er wegen gesundheitlicher Probleme ein Jahr lang nicht Keyboard spielen, seine Ehe zerbrach, sein Haus in England brannte ab. „Ich trank viel, weinte, ging in Psychotherapie und zog nach Santa Monica“, sagte er dem „Guardian“ über diese Zeit. Wenig später habe er begonnen, seine Autobiografie zu schreiben, die unter dem Titel „Pictures of an Exhibitionist“ erschien, Bilder eines Exhibitionisten.

Emersons Langzeit-Partnerin Mari Kawaguchi, die ihn am Freitagmorgen tot in der gemeinsamen Wohnung fand, berichtete am Wochenende von seinem Schaffen: „Die Musik war immer in seinem Kopf, immer“, zitierte die Nachrichtenagentur PA sie. „Manchmal wachte er auf und komponierte Musik. Und es war alles so, so schön.“