Klaas macht Musik: „Das musste einfach mal raus“
Berlin (dpa) - Es ist ein besonderes Duo, das sich da gefunden hat. Moderator Klaas Heufer-Umlauf und Wir-sind-Helden-Bassist Mark Tavassol machen bereits seit einigen Jahren zusammen Musik, ganz für sich, hinter verschlossenen Türen.
Jetzt gibt es ihre Songs auch für die Öffentlichkeit zu hören.
„Das musste jetzt einfach mal raus, dafür sind wir dann doch zu eitel, dass wir das alles nur im Verborgenen machen“, sagt der 30-jährige Heufer-Umlauf der Nachrichtenagentur dpa. Gloria heißt die Band - und so haben die beiden auch ihr Debütalbum genannt.
Die zehn Titel kommen poppig, häufig melancholisch und mitunter überraschend tiefgründig daher. Eine erste Kostprobe gab es am Donnerstagabend auf dem Hamburger Reeperbahnfestival, wo Gloria in den Fliegenden Bauten ihr erstes offizielles Konzert spielten.
Keine leichte Aufgabe, denn bis auf die bereits vorab veröffentlichten Stücke „Warten“ und „Eigenes Berlin“ dürfte dem Publikum kaum ein Lied bekannt sein. Der sonst so schlagfertige Heufer-Umlauf ist sichtlich nervös - von Routine keine Spur: „Ich bin jetzt grade hier oben angekommen, der Rest war Autopilot“, bekennt er nach einigen Liedern.
Dabei steht der Berliner seit Jahren im Rampenlicht. Gemeinsam mit Kollege Joko Winterscheidt moderierte der „Pipi-Kaka-Unterhaltungszwerg“ - wie sich Heufer-Umlauf mal selbst bezeichnete - diverse Spaßshows („Circus Halligalli“). Die Alberei ist erfolgreich - immer wieder werden die beiden als Hoffnungsträger des deutschen Fernsehens gehandelt. Zeitweise waren sie sogar als Nachfolger von Thomas Gottschalk bei „Wetten,dass..?“ im Gespräch. Und kürzlich feierte Heufer-Umlauf auch noch mit „Grosstadtklein“ sein Kinodebüt.
Doch Gloria ist für das Multi-Talent eine spezielle Herausforderung. Mit eigenen Songs auf der Bühne stehen sei etwas ganz anderes: „Da fällt der Vorhang der ironischen Distanz. Alles ist viel direkter und persönlicher, da macht man sich angreifbarer.“
Und auch für den erfahrenen Musiker Tavassol ist die Band etwas Besonderes. Dieses Neue, die erste Tour, die im Herbst durch kleine Clubs führen soll, das alles erinnere ihn an die Anfangszeiten von Wir sind Helden. „Allerdings waren wir damals viel naiver, jetzt habe ich mir eine Art Rüstzeug angelegt“, sagt der Hamburger.
Ihre langjährige Freundschaft habe durch Gloria eine ganz neue Bedeutung bekommen, etwa beim Schreiben der Texte. „Da geht es viel um Prozesse, die in einem selbst stattfinden“, erklärte Heufer-Umlauf. „Zusammen haben wir Wahrheiten erfahren und Erkenntnisse gewonnen, für die wir alleine Jahre gebraucht hätten.“
Das Ergebnis sind ausgereifte Songs mit einigen berührenden Textpassagen, die insgesamt recht assoziativ bleiben und Raum für Interpretationen bieten. Hinzu kommt die überraschend gute Stimme von Heufer-Umlauf.
„Element of Crime-Hörern wird das Album vermutlich besser gefallen als dem typischen "Circus Halligalli"-Konsumenten“, schreibt der „Tagesspiegel“ ganz treffend. Erschienen ist „Gloria“ im übrigen bei Herbert Grönemeyers Label Grönland. „Der grüne Haken von Grönemeyer wurde hinter die Demos gesetzt, was ein gutes Gefühl ist“, sagen die beiden nicht ohne Stolz.
In den Fliegenden Bauten in Hamburg verabschiedet sich die Band mit dem melancholischen „Gute Nacht, bis Morgen“ von der Bühne. Das Publikum ist begeistert und von Gloria wird man hoffentlich noch mehr hören.