Korea sucht den nächsten K-Pop-Star

Seoul (dpa) - „Gangnam Style“-Sänger Psy hat sich im Januar aus Kalifornien gemeldet. „Gestern blendend amüsiert im Disneyland!“, schrieb er auf Twitter. Auch sonst gibt der Rapper gerne Auskunft, was er so treibt.

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Der 37 Jahre alte Superstar der südkoreanischen Popmusik - des sogenannten K-Pop - gibt zwar regelmäßig Konzerte und ist auch als Werbeikone im heimischen Fernsehen präsent. Doch seit dem Welthit „Gangnam Style“ von 2012 ist es um ihn ruhiger geworden. Die Szene selbst ist nach wie vor sehr lebendig.

In der Branche tummelt sich eine für Außenstehende fast unüberschaubare Schar von Gruppen und Sängern. In Südkorea gibt es viele junge Menschen, die erfolgreichen Girlgroups wie Girls Generation' oder der früheren Boygroup H.O.T. nacheifern wollen.

Seit zwei, drei Jahren sind auch in Südkorea Castingshows populär, bei denen sich Talente vor dem Fernsehpublikum beweisen können. Daneben gibt es Talentagenturen wie JYP Entertainment, die Jungen und Mädchen schon im jungen Alter unter Vertrag nehmen und ihnen Gesangs- und Tanzunterricht geben. Hier sollen die K-Pop-Stars von morgen geformt werden.

Im Ausland werden mit K-Pop vor allem die Girl- und Boybands in Verbindung gebracht, Psy selber gilt als Ausnahmeerscheinung. Mit „Gangnam Style“ gelang dem Rapper dank des witzigen Begleitvideos und seiner Tanzeinlagen der bisher einzige wirkliche Welthit des K-Pop. Auf den Tanzflächen auch in Deutschland sah man eine Zeit lang immer wieder Clubgänger, die Psy nacheiferten - indem sie ihre Hände über Kreuz hatten und mit gespreizten Beinen auf und ab hopsten. Der offizielle Musikclip überholte im November 2012 das Video zu Justin Biebers Song „Baby“ als bis dahin meistgesehener Youtube-Hit. Die Klickzahl liegt bei deutlich über zwei Milliarden.

Seit einiger Zeit nehme das Interesse an dieser Musik allerdings langsam ab, konstatiert Laeticia Ock, die für die Seite „K-Pop Herald“ der Zeitung „The Korea Herald“ schreibt. Bei Koreanern, die mit K-Pop groß geworden und jetzt Ende 20 oder in ihren Dreißigern sind, schleichen sich demnach Ermüdungserscheinungen ein. Unter Schülern sei der K-Pop allerdings nach wie vor ungemein populär.

K-Pop ist seit Mitte der 90er Jahre unter dem Namen „Koreanische Welle“ oder „Hallyu“ über die Grenzen des Landes hinaus bekannt geworden - zuerst in China und Japan, dann auch in Südostasien, Europa und den USA. In die meist koreanischsprachigen Stücke fließen Rap-, Rock- und Techno-Elemente ein. Bis zum vergangenen Jahr gab es eine eigene „K-Pop Hot 100“-Hitliste des US-Musikmagazins Billboard.

Die eingängigen Refrains, die Tanz- und Rap-Einlagen - alles wirkt bei den Gruppen wie aus einem Guss. „Alles muss perfekt sein“, sagt Ock. Doch jung, schön, sexy und talentiert sein allein reicht nicht, um in der K-Pop-Szene Erfolg zu haben. Man muss große Ausdauer und einen starken Willen zur Disziplin mitbringen. Das gilt zumindest für Teenager wie die 14-jährige Somi, die eine Stelle als Trainee (Auszubildende) bei JYP Entertainment ergattert hat.

Vom Trainingszentrum von JYP holt ihr Vater Matt Douma sie fast jeden Tag mit dem Auto ab - nicht selten erst nach Mitternacht. Das Gebäude liegt in einer kleinen Gasse im südlichen Seouler Nobelviertel Gangnam, das Psy besungen hat. Somi steht mit Ausnahme der Sonntage jeden Tag nach dem Unterricht in einer normalen Schule bei JYP auf der Matte. „Der Unterricht geht von Nachmittag bis zum späten Abend“, sagt ihr Vater. Selbst darf Somi keine Interviews geben, das ist vertraglich geregelt.

Die Fans von Psy warten gespannt auf seine nächste Single, die aber auf sich warten lässt. Das letzte mit US-Rapper Snoop Dog aufgenommene Stück „Hangover“ (Juni 2014) war nicht nur weniger erfolgreich, sondern stieß zum Teil auf Ablehnung. Der Druck sei vermutlich groß auf Psy, sagt eine Szene-Kennerin. „Die Erwartungen in Südkorea sind sehr hoch.“