Uraufführung in München „Kreizbirnbaumhollerstaudn“ - „Pumuckl“ als Musical
München (dpa) - Wer hat's gesagt? „Alles, was sich reimt, ist gut“ oder „Iiiih, Käse, das ist ja verfaulte Milch!“. Kinder der 1970er und 1980er Jahre wissen, um wen es geht.
Für alle anderen noch ein Spruch als Tipp: „Das ist Koboldsgesetz!“. Und? Vom Pumuckl stammen die Sprüche. Frech, respektlos und voll verrückter Ideen stellt er das Leben des Schreinermeisters Eder auf den Kopf, zur Freude seiner kleinen und großen Fans.
Rauf und runter liefen die Hörspiele und die Fernsehserie früher. Heute sind die Geschichten nach den Büchern von Ellis Kaut und den Illustrationen von Barbara von Johnson nicht mehr so präsent, auch weil sie aus dem Fernsehen weitgehend verschwunden sind. Doch dass der Pumuckl mit 56 Jahren immer noch quicklebendig ist, beweist er im Staatstheater am Gärtnerplatz in München. Dort wurde am Donnerstagabend das gleichnamige Musical uraufgeführt.
Das Stück des Komponisten Franz Wittenbrink und der Autorin Anne X. Weber vereint viele bekannte Geschichten, treffsicher inszeniert von Nicole Claudia Weber: Wie der Kobold in Eders Werkstatt am Leimtopf kleben bleibt und sichtbar wird, wie er im gräflichen Schloss als Schlossgespenst „Pu von Muckl“ sein Unwesen treibt. Oder wie er beim Schlossermeister Schmitt einzieht und bei diesem einen Ehekrach auslöst, wenn er als unsichtbarer Geist Zuckerdose und Mütze versteckt.
Benjamin Oeser turnt als frecher Kobold mit dickem Bäuchlein unterm gelben Hemd über die Bühne. Eine anstrengende Rolle, die er wunderbar meistert - und er nimmt dabei auch eine besonders hohe Hürde. Es ist die hohe, schrille Stimme des Pumuckl, in den Hörspielen und im Fernsehen unnachahmlich gesprochen von Hans Clarin. Oeser imitiert ihn hervorragend, zwischen den vielen frechen Liedern, die er singt. Dass der Schauspieler kein kleiner Wicht ist, sondern so groß wie Meister Eder, ist schon nach wenigen Augenblicken vergessen, spielt er den frechen und dabei herzensguten Kobold so gut, dass die Kinder im Publikum hingerissen sind: „Der ist so süß!“. Fröhlich gibt der Rotschopf seine Reime zum Besten. „Pumuckl zwickt, total geschickt, bis alle Welt die Krise kriegt.“
Besonders gerne zwickt Pumuckl den Schreinermeister Eder, großartig gespielt und gesungen von dem Schauspieler und Bariton Ferdinand Dörfler. Auch er in großen Fußstapfen, war der Schauspieler Gustl Bayrhammer aus der TV-Serie doch für alle der Inbegriff des Meister Eder. Besonders schön: Das Bairisch des gebürtigen Münchners ist nicht gekünstelt, sondern echt, und so kann er herzhaft fluchen: „Kreizbirnbaumhollerstaudn“.
Mehr als zwei Stunden bairischer Pumuckl-Marathon mit schwungvoller Musik, viel Gelächter und Tumult - und vielleicht ein bisschen wenig ruhigen Verschnaufpausen. Die Geschichte könnte zudem noch straffer sein, auch um die Dauer etwas zu kürzen. Zu Beginn gibt es eine Art Rahmenhandlung. Eine Schulklasse, mit Marianne Sägebrecht als Lehrerin, hat Wandertag und läuft statt zum Wendelstein ins Wirtshaus nach München, weil Pumuckl die Wegschilder vertauscht hat. Ein Strang, der verzichtbar erscheint und seltsame Blüten treibt, etwa wenn die Kinder zur Freude der bayerischen Bierdimpfl im Wirtsgarten nach Gerstensaft verlangen: „Wir sind die größten Zecher und saufen wie die Löcher!“.
Der Beifall am Ende auch für das Orchester unter der musikalischen Leitung von Andreas Kowalewitz ist sehr verdient, nicht zuletzt wegen der herrlichen Sprüche: „Ordnung ist die Grundbedingung für die Durcheinanderbringung!“, kräht der Pumuckl begeistert, passend zu seinem Motto: „Jede Menge Blödsinn machen ist mein Lebens-Zwick, -Zwack, -Zweck.“