Matthias Reim beschwört „Die Leichtigkeit des Seins“
Berlin (dpa) - Matthias Reim ist jemand, der sich mit Gegensätzen auskennt. In seinem ewigen Ohrwurm „Verdammt' ich lieb dich“ textete er einst die recht widersprüchliche Zeile „Verdammt, ich lieb' dich, ich lieb' dich nicht“.
Nun gibt er seinem neuen Album, das an diesem Freitag (2. Mai) erscheint, den gut gelaunten Titel „Die Leichtigkeit des Seins“ und spricht dennoch offen wie wenige andere im Showgeschäft über das Gefühl, unten anzukommen. „Klarer und definitiver konnte ein Niedergang nicht sein als bei mir“, sagt Reim rückblickend. Platten, die wie Blei in den Regalen lagen, eine handfeste Insolvenz - das soll ihm nicht noch mal passieren.
Spätestens seit seinem Nummer-eins-Album „Unendlich“ vom vergangenen Jahr ist der dauerblonde Schlagersänger wieder obenauf. „Für mich war es das Größte auf Erden, im vergangenen Jahr Platz eins der Charts zu werden“, sagt Reim. „Das hielt 24 Stunden, dann verschwand dieses Endorphin wieder. Und ich frage mich: Was kommt jetzt?“ Es musste weitergehen. Auf dem neuen Album bietet Reim alles an, was von einer gutgemachten Schlagerplatte im Jahr 2014 erwartet wird.
Dazu zählen einige direkt für die Tanzfläche geschriebene Lieder wie „1000 Mal“, ein Lied, das wohl auch Helene Fischer oder Andrea Berg hätten vortragen können - wäre da nicht von dem „Miststück“ die Rede, das ihn wieder rumgekriegt hat. Andererseits sind auch einige Lieder zu finden, die so gar nicht nach der großen Party sondern eher nachdenklich klingen. „Wer nie durch Scherben ging, hat nie gelebt, wer nie am seidenen Faden hing, weiß nicht wie es geht“, singt Reim. An anderer Stelle richtet er sich an seine Mutter, die er vermisse.
Zu Reims Bild in der Öffentlichkeit gehörte stets nicht nur das Musikalische. Seine Beziehung zu seiner Schlagekollegin Michelle, die Insolvenz - all das wurde gut dokumentiert in der Presse. Ebenso die Trennung von seiner Ehefrau im vergangenen Jahr. Reim spricht offen darüber, auch weil es Teil seiner Arbeit ist. „Die Musik ist ein Ventil, um zu verarbeiten, wenn private Desaster passieren“, sagt der 56-Jährige.
Nach Jahren des Umherreisens glaubt Reim aber zumindest bei seinem Wohnort, nun das Richtige gefunden zu haben. Das neue Album entstand in seinem Haus am Bodensee, in dem er ein Tonstudio hat. Reim weiß, dass Bodensee zunächst mal etwas langweilig klingt für einen, der vorher in den USA, auf Ibiza und Mallorca lebte. „Ich wäre früher nicht mal auf die Idee gekommen, hierher zu ziehen“, sagt er. Seine Ruhelosigkeit habe ihm im Weg gestanden. Von Ibiza nach Mallorca zog er um, weil ihm schlicht nichts besseres einfiel.
Dann entschied sich Reim für einen Landstrich, den er aus Kindertagen kannte - seine Großeltern lebten am Bodensee. Die Ruhelosigkeit ist nun etwas gelindert. Eines seiner fünf Kinder, sein 17-jähriger Sohn, wohnt dauerhaft bei ihm. Mit dem neuen Album soll nun im besten Fall auch bei den Chartplatzierungen eine gewisse Kontinuität einkehren. Die Zeiten der Auf und Abs wären damit zu Ende. Außer natürlich bei „Verdammt, ich lieb' dich, ich lieb' dich nicht“. Dieser Widerspruch wird Reim wohl noch eine ganze Weile erhalten bleiben.