Ohne Karneval Musikfestival „c/o pop“ in Köln

Köln (dpa) - Platz eins der Albumcharts. Zwei Echo-Auszeichnungen. Und der Ruf, die Zukunft der deutschen Pop-Musik womöglich im Alleingang retten zu können. Es ist viel passiert, seit Norbert Oberhaus AnnenMayKantereit erstmals sah.

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„Die Band kommt aus meinem Viertel hier in Köln, sie sind auf die Schule meiner Tochter gegangen“, sagt der Geschäftsführer des Musikfestivals „c/o pop“, Norbert Oberhaus. „Ich habe sie gesehen, wie sie noch in der Schulaula gespielt haben.“ Das war einmal.

Heute sind AnnenMayKantereit der Headliner des Festivals, das Oberhaus betreut. Die „c/o pop“ beginnt an diesem Mittwoch und endet am Sonntag. Rund 160 Bands werden auf verschiedenen Bühnen in Köln auftreten, darunter einige etablierte und viele Geheimtipps. Die „c/o pop“, die 2004 den Platz der nach Berlin abgewanderten Musikmesse Popkomm einnahm, hat den Anspruch, vor allem junge, aufstrebende Bands zu präsentieren.

Hauptact ist allerdings AnnenMayKantereit („Oft gefragt“, „Pocahontas“), die am Donnerstag (17. August) spielen werden. Die Band hat ein atemberaubendes Jahr 2016 hinter sich. Ihr Debütalbum „Alles nix Konkretes“ schoss an die Spitze der Charts, die Feuilletons jubelten, manche Kollegen stichelten. Sänger Henning May sieht ein bisschen aus wie ein Fachschaftssprecher, hat aber eine so raue Stimme, dass er damit wohl auch Telefonbucheinträge erfolgreich in den Charts platzieren könnte. Das Konzert der Kölner Band könnte das am besten besuchte in der „c/o pop“-Geschichte werden.

Dass es soweit kommen konnte, hat zugleich viel mit dem Festival selbst zu tun. „Sie sind in gewisser Weise ein Kind der "c/o pop". Wir haben sie schon bei uns spielen lassen, als sie noch Straßenmusiker waren. Und dann haben wir sie wachsen sehen“, sagt Geschäftsführer Oberhaus. Er hatte immer gehofft, dass mal eine junge Band aus NRW - noch besser: aus Köln - gefunden wird, die Leuchtkraft hat. Hamburg hatte seine Hamburger Schule um Tocotronic. Stuttgart hatte seine Hip-Hop-Bands. Berlin hatte alles. Köln hatte die Höhner.

Die „c/o pop“ ist allerdings deutlich mehr als ihr Headliner. Zu den Highlights zählt auch das Eröffnungskonzert der Berliner Elektromusiker Moderat. Am ersten Abend soll zudem der syrische Künstler Omar Souleyman auftreten, der eine ziemlich einzigartige Mischung aus arabischer Folklore und elektronischer Tanzmusik spielt. „Was ich jenseits der großen Namen natürlich auch gut finde, ist, dass wir Künstler wie Noga Erez oder Tash Sultana dabei haben, die nicht jedes Festival hat“, sagt Oberhaus. Einige weitere Acts im Programm: James Vincent McMorrow, Motor City Drum Ensemble, Roman Flügel, Leyya.

Begleitet wird das Festival vom Branchentreff „c/o pop Convention“. Und auch von Filmen. Zu sehen ist unter anderem „Conny Plank - The Potential of Noise“, eine Doku über Conny Plank, der einst als Produzent Pop-Geschichte schrieb und mit Krautrock-Bands wie Kraftwerk zusammenarbeitete. Es ist viel passiert seitdem.