Neue CD: Britney Spears sehr persönlich

Die Künstlerin legt ein Paket mit Elektro-Ohrwürmern vor — und startet bald mit 100 Konzerten in Las Vegas durch.

Düsseldorf. Ups, sie hat es wieder getan. Zum achten Mal bringt die amerikanische Sängerin Britney Spears ein Album auf den Markt — zweieinhalb Jahre nach „Femme Fatale“, das in Deutschland bis auf Platz 10 der Charts stieg.

Ihr jüngster Hit liegt nicht so weit zurück. Black-Eyed-Peas-Frontmann will.i.am war es, der sie zuletzt richtig groß rausbrachte: Zusammen mit ihm veröffentlichte sie vor einem Jahr den Mega-Hit „Scream & Shout“, der in den USA drei- und in Deutschland einmal mit Platin ausgezeichnet wurde. Das Lied hielt sich hierzulande neun Wochen in Folge auf Platz 1.

Solch effektive Zusammenarbeit muss eine Fortsetzung finden, mag sich die im US-Staat Mississippi geborene Künstlerin gedacht haben. So kommt es, dass will.i.am ihr gesamtes neues Album „Britney Jean“ co-produziert. Und er schafft es, den Stil der Pop-Prinzessin noch einmal zu erweitern.

Schon die erste Single beweist das. Die elektronische Tanznummer „Work Bitch“ erschien vorab im September und erntete von Kritikern fast durchweg positive Bewertungen. Zum aggressiven Club-Beat singt Britney mit extrem verzerrter Stimme „You want a hot body? / You want a Bugatti? / You want a Maserati? / You better work bitch!“ Die Botschaft des Textes ist klar: Willst du ein schickes Leben, dann lass dich nicht hängen — geh arbeiten!

Warum sie ihre Hörer gleich Bitch nennen muss — also Miststück, Schlampe, Tussi oder Luder — beantwortete die Sängerin Mitte Oktober beim britischen Talkmaster und Comedian Alan Carr in dessen Channel-4-Show Chatty Man: „Das ist ein Straßen-Slang. Es ist, na ja, cool, eine liebevolle Bezeichnung.“ Ganz behaglich schien ihr bei der Äußerung aber nicht zu sein.

Trotz ihrer Phase der Eskapaden, die 2008 mit ihrer Einlieferung in die Psychiatrie einen Höhepunkt fand, gilt die Mutter der Jungs Sean Preston (8) und Jayden James (7) als sensibel. Selbstverständlich merkt man ihr das nicht immer an. Schon gar nicht, wenn man ihre Musikvideos sieht:

Das zu „Work Bitch“ (welches nach Michael und Janet Jacksons „Scream“ das zweitteuerste aller Zeiten ist) zeigt sie und ihre Tänzerinnen in unzweideutig erotischen Posen. Das Ganze ist so provokant gefilmt, dass es in Großbritannien erst nach 22 Uhr gezeigt werden darf. Aus Sicht einer Mutter scheint sich Britney im Interview dafür fast zu entschuldigen: „Ich weiß, es ist mein Job, Sinnlichkeit und Gefühle zu vermitteln“, sagt sie, „aber selbst ich komme mir dabei manchmal etwas albern vor.“

Nicht alle zehn Songs von „Britney Jean“ verlangen von ihr, so sexy zu sein. Schon mit der zweiten Single „Perfume“, die Anfang November erschien, präsentiert sich die 32-Jährige von einer anderen Seite. Die gefühlvolle Powerballade handelt vom Ende einer Beziehung und der Verwundbarkeit danach.

Als ihr bisher persönlichstes Album bewirbt Britney das Werk. Da lag es nah, dass sie es auch nach sich benennt. Ihre Familie habe sie damals mit beiden Vornamen gerufen. „Es ist eine Art Kosename. Wenn ich böse war, hieß es immer: ,Britney Jean, was tust du da?!’ Das will ich nun mit meinen Fans teilen.“

15 Jahre nach ihrem ersten Hit „ . . . Baby One More Time“ geht Britney zudem einen weiteren Schritt. Nach Frank Sinatra in den 50er/60er Jahren, Tom Jones in den 70ern, Prince 2006 und 2007, Elton John zwischen 2003 und 2009 und Celine Dion seit 2002 startet auch sie bald in Las Vegas durch — wie es sich für eine Pop-Ikone gehört.

„Britney: Piece Of Me“ heißt die Show, für die sie täglich fünf Stunden übt und die am 27. Dezember Premiere feiert. „Ich kann es kaum noch erwarten“, freut sie sich auf insgesamt 100 Konzerte bis Ende 2015. Und natürlich werden die Songs von „Britney Jean“ im Mittelpunkt stehen — ein würdiger Soundtrack für solch ein Spektakel.