Konzertkritik Britney Spears am Niederrhein: Mehr Hype als Vibe
Mit ihrer Konzerttour „Piece of me“ war der Weltstar am Montagabend zu Gast im SparkassenPark in Mönchengladbach.
Mönchengladbach. Kurz nach Einlass rennen die ersten Besucher, um sich die besten Plätze direkt vor der Bühne zu sichern. Ihr Idol Britney Spears wird heute ihre Show „Piece of me“ im Mönchengladbacher SparkassenPark präsentieren. Viele sind vor allem deshalb gekommen, weil sie sich voller Nostalgie zurückerinnern wollen an die Zeit, in der sie Britney freitagabends in den „Top 100“ auf MTV oder Viva dabei zusahen, wie sie zuerst Popsternchen und dann Vamp wurde. Fast 20 Jahre ist es her, dass die Künstlerin sich mit ihrem Hit „…Baby one more time“ als tanzender Teenie in unser Gedächtnis eingebrannt hat.
Bevor jedoch Spears die Bühne betritt, ist der Rapper Pitbull dran: Er heizt den Zuschauern ein, die Stimmung ist gut, erwartungsvoll. Und dann ist der Moment endlich da, der Weltstar zu Gast am Niederrhein. Kaum setzt die Musik ein, erstreckt sich ein Meer aus in die Höhe gereckter Handys über der Menge. Gefühlt jeder zweite möchte die ersten Schritte des Megastars auf der Mönchengladbacher Bühne in einem Video verewigt wissen. Das Handy-Meer kann der Besucher an diesem Abend noch öfter erleben: Bei „… Baby one more time“ sind die Fans gleichermaßen hysterisch und textsicher und auch bei „It’s Britney, Bitch!“ gibt es für sie kein Halten mehr. Mit über 16 000 Besuchern spielt Spears vor einem fast ausverkauften Park. „Wir sind sehr zufrieden mit den Zahlen“, sagt Jardena Kifle vom SparkassenPark. Einige Fans seien sogar aus Italien oder Frankreich angereist, so Kifle.
Anderthalb Stunden nimmt Britney ihre Fans mit auf eine Reise durch die Zeit. Währenddessen wird auf der Bühne viel getanzt, gehüpft, geschüttelt. Das ganze Konzert gleicht einem in die Länge gezogenen, monotonen Musikvideo mit wenigen Höhepunkten. „Piece of me“ wirkt wie der lang ersehnte Auftritt einer sehr ambitionierten, häufig sehr leicht bekleideten Aerobic-Gruppe, die ihren Glanz verloren und die besten Jahre schon hinter sich hat. Nur ganz selten interagiert die Künstlerin mit ihren Fans, sucht keinen direkten Kontakt, bleibt unnahbar. Die Performance ähnelt so einem Musical, ohne Handlung, dafür mit zahlreichen Kostümwechseln und aufwändigem, wenn auch animierten Bühnenbild. Das offensichtliche Playback scheint die meisten Konzertbesucher nicht zu stören.
„Die Show war sehr unterhaltsam und darum geht es doch letzten Endes“, sagt der 22jährige Marcel Louis aus Hamburg. Eine andere Besucherin hätte sich mehr Konzertatmosphäre gewünscht: „Ich finde es schöner, wenn die Künstler mit den Fans kommunizieren. Das war hier leider nicht der Fall“, sagt Laura Challiot, die heute aus Köln angereist ist.
Schließlich holt Britney dann noch die Peitsche raus: An der Lederleine führt sie einen jungen Mann aus dem Publikum, der zu seiner eigenen Freude und der der johlenden Menge auf allen Vieren vor ihr herläuft. Die Szene wirkt inszeniert, die Begeisterung der Fans kann das nicht trüben. Spears ist professionell und kühl, ein Kind des Show-Geschäfts.
Spätestens als die Sängerin zum Schluss „Toxic“ und „Stronger“ präsentiert, tobt der gesamte Park — und das Konzert entpuppt sich als das, was es ist: eine riesengroße Party, die mit einem Konfettiregen und vielen zufriedenen Gesichtern ihr Ende findet.
Der Hype war an diesem Abend wie so oft größer als der Vibe, die Show größer als die Stimme. Was bleibt: Nur ein kleines Stück von der Britney, die wir einmal auf unseren Fernsehbildschirmen in den „Top 100“ angehimmelt haben.