Das lange Warten auf die Pop-Königin

Wenn 20 Jahre Pop-Geschichte auf der Bühne stehen, sind die Fans früh vor Ort: Bereits sechs Stunden vor dem Konzertbeginn von Britney Spears standen sich etliche Anhänger vor dem Sparkassenpark die Füße wund — oder nutzten den Trubel für den eignen Showlauf.

Foto: Reichartz/Hensen

Mit „Baby One More Time“ von 1999 fing alles an. Die junge Britney tanzte im Video im Schulmädchen-Outfit über den Korridor — und Anita Scalino wusste: „So will ich sein.“ Es folgten Tanzschule und eine Ausbildung zum Make-Up-Artist. „Ich wollte so schminken können, wie sie geschminkt wird.“ Die 28-Jährige aus Solingen reiste nach Los Angeles, war bei Dreharbeiten zu Musikvideos mit dabei. Und sah die Pop-Ikone live auf der Bühne bei der „Piece of Me“-Show, der großen Dauershow im Planet Hollywood Resort & Casino in Las Vegas.

Ein bisschen Las Vegas kam am Montag nach Mönchengladbach. Britney Spears, eine der erfolgreichsten Künstler aller Zeiten, ist mit dem „Piece Of Me“-Programm auf Europatour. Im Sparkassenpark gab sie vor mehr als 16 000 Fans eines von zwei Konzerten in Deutschland. Das andere Konzert war in der vergangenen Woche in Berlin.

Alexandra Schneider (28), Fan

Wenn 20 Jahre Pop-Geschichte auf der Bühne stehen, sind die Fans früh vor Ort. Rund 100 Leute warten sechs Stunden vor Konzertbeginn vor dem Eingang A, unter ihnen auch Italiener, Fans aus Österreich, eine Gruppe Spanier, die extra aus Valencia angereist sind. Die Fans tragen bunte Fan-Shirts, aufgedruckte Britney-Portraits, Schriftzüge: „Baby One More Time“ und „Oops I did it again.“

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Alexandra Schneider (28) aus Gelsenkirchen ist seit sechs Uhr morgens unterwegs: Sie hat eine Facebook-Gruppe gegründet, mit der sie sich am Eingang getroffen hat. Die Gruppe — seit Januar haben sich 400 Mitglieder gesammelt — hat eine Fan-Aktion geplant: „Bei dem Song ‚Slumber Party’ wollen wir LED-Ballons aufblasen und schwenken,“ sagt Alexandra. Schon in Berlin sei eine ähnliche Aktion geplant gewesen, leider hätten zu wenige Fans mitgemacht.

Die meisten Mitglieder der Gruppe sind Mitte oder Ende 20. Auch Anita Scalino gehört zu ihnen. „Britney Spears ist unser Idol“, sagt Alexandra: „Sie begleitet mich seit 20 Jahren und hat einfach Vorbildfunktion.“ „Sie hatte diesen Absturz, und jetzt, mit 36, steht sie wieder auf der Bühne“, sagte Anita: „The Queen is back“, „Die Queen ist zurück.“ Andere Künstler seien an den Drogen umgekommen, Britney aber habe sich durchgeboxt, für das Sorgerecht ihrer Kinder gekämpft, das ihr 2007 nach mehreren Klinikaufenthalten entzogen worden war. Ihren Erfolg habe sie über Jahrzehnte gehalten. „Sie stand immerhin mit Michael Jackson auf der Bühne und mit den Rolling Stones.“

Adam Koszik sticht aus der Gruppe heraus. Der 23-Jährige hat sich als Britney verkleidet, es ist nicht das erste Mal, dass er in das Outfit der Pop-Sängerin schlüpft. „Letztes Jahr habe ich bei ‚Deutschland sucht den Superstar’ vorgesungen“, sagt er. Sein Song — natürlich — „Baby One More Time“. „Ich bin erst vor vier Jahren auf das Lied gestoßen, aber dann wurde es irgendwie zur Sucht.“ Seine Brust ziert ein kleines Britney-Tattoo.

Ein Traum, den viele Britney-Fans haben, hat sich Stefanie Günes (25) an diesem Abend erfüllt. Sie hat ein „Meet and Greet“-Ticket ergattert, für einen Geldbetrag, den sie nicht nennen will. Damit bekommt sie Zugang zum Backstage-Bereich, gute Plätze ganz vorn an der Bühne — und die Gelegenheit, Britney ganz nah zu sein, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Foto.

Anita ist neidisch, es ihr viertes Konzert, aber getroffen hat sie die „Queen of Pop“ nie. Trotz der dichter werdenden Regenwolken ist die Stimmung vor dem Sparkassenpark gut. Dass Britney bei ihren Konzerten viel Playback singt, ist den Fans egal. „Sie darf das“, sagt Alexandra: „Sie ist Britney Bitch.“