Gefiederter Straßenkünstler verzückt Rheydt
Seit Wochen unterhält eine junge Elster die Kunden und Geschäftsleute in der Hauptstraße. Der auf den Namen Elsa getaufte Vogel spielt mit Kindern, lässt sich füttern und avanciert zum Star.
Irgendwann, vor ein paar Wochen, spazierte die junge Elster ins Textilhaus Beeten, hüpfte ins Schaufenster und spielte dort mit einer kleinen gelben Kugel. Das lockte amüsierte Zuschauer an. „Einer kam lachend ins Geschäft und sagte: ,Hören Sie mal, Sie haben da einen Vogel“, berichtet Roland Beeten, Inhaber des Textilgeschäfts an der Rheydter Hauptstraße.
Roland Beeten, Inhaber eines Textilgeschäfts
Mittlerweile haben fast alle Rheydter Geschäftsleute „einen Vogel“, denn die kecke Elster guckte in viele Läden in der Fußgängerzone rein. „Manchmal setzt sie sich auf die Ständer vor der Tür, sucht Kontakt in der Außengastronomie, spielt mit Kindern Nachlaufen, badet im Wasserlauf und frisst aus der Hand“, sagt Beeten. Die freche Elster ist in der Hauptstraße mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund, und sie hat auch schon einen Namen. „Wir haben ihr den Namen Elsa gegeben“, sagt der Geschäftsmann.
Ob es sich wirklich um einen weiblichen Vogel handelt, wissen die Rheydter zwar nicht genau. Aber das ist egal. In einem ist sich Beeten, der auch Jäger ist, aber sicher: „Dieser Vogel wurde domestiziert.“ Und er ist noch jung — „in diesem Frühjahr geboren“, vermutet Beeten.
Als Elsa sein Geschäft zum ersten Mal betrat, kannte das Ehepaar Beeten die kecke Elster noch nicht. Aus Angst, die Auslagen könnten verschmutzt werden, versuchte Irina Beeten den Vogel zu verscheuchen. Der sprang zwar aus dem Schaufenster, hüpfte aber nicht raus auf die Straße, sondern durch das Geschäft in einen Topf mit einer Palme. Die dort platzierten Zierkugeln hatten sein Interesse geweckt. Auch weitere Versuche, die kleine Elster aus dem Laden zu komplementieren, misslangen. „Der Vogel hüpfte rund um die Theke, meine Frau lief immer hinterher. Der hat richtig Fangen gespielt“, sagt Beeten. „Wir hatten viel Spaß.“
Das haben die meisten Passanten und Anwohner ebenfalls mit Elsa. Obwohl die Elster auch ganz schön dreist werden kann. „Manchmal zwickt sie sogar Hunde in den Schwanz.“ Wer ihr die Hand hinhält, sollte also vorsichtig sein. Elsa ist zwar zutraulich, aber eben doch ein Wildvogel. Und als solcher macht die Elster ihrem Ruf alle Ehre. Der diebische Vogel sammelt alles, was glänzt, und durchwühlt dafür auch offene Rucksäcke. Elsa weiß, wie das geht. Immerhin zählt das Gehirn der Elster zu den höchstentwickelten unter den Singvögeln. Deshalb hält sie sich wohl auch gerne in der Fußgängerzone auf, wo immer mal wieder etwas Leckeres abfällt — ob gereicht oder unabsichtlich fallengelassen.
Dass die Rheydter sich um ihre Wildvögel kümmern, ist bekannt. Die Wanderfalken, die bei ihren ersten Flugversuchen über dem Marktplatz unsanft auf dem Boden landen, werden immer wieder von Anwohnern und Passanten gerettet. So ist gewährleistet, dass Jungvögel stets ins sichere Nest im Kirchturm zurückkehren.