S 28: Gladbach gerät unter Druck

Vertreter des Kreises Viersen, der Städte Viersen und Willich sowie der Regiobahn haben eine Projektgruppe gebildet, um den Ausbau der Bahnlinie voranzutreiben. Politiker aus Gladbach streben ein Gegengeschäft an.

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Mönchengladbach ist eine Trutzburg. Jedenfalls dann, wenn eine Verlängerung der Regiobahn S 28 über Kaarst hinaus bis nach Viersen geht. Kaum flackert die Diskussion auf, gehen in der Stadt große Teile der politisch Handelnden und der städtischen Verkehrsplaner in eine Abwehrhaltung.

Im Neuwerker Raum, von einer möglichen Schienenführung über rund 2,5 Kilometer besonders berührt, haben Politiker von CDU und SPD schon signalisiert, notfalls gegen die jeweilige Fraktion zu stimmen, wenn sich die einem entsprechenden Vorstoß aus dem Kreis Viersen anschließen würden. Jetzt wächst der Druck aus der Nachbarkommune weiter: Vertreter des Kreises Viersen, der Städte Viersen und Willich sowie der Regiobahn haben eine Projektgruppe gebildet, die Grundlagen für einen Ausbau erarbeitet. Ein erstes Gruppentreffen gab es bereits.

Es gibt auch Gespräche zwischen Politikern von CDU und SPD aus Mönchengladbach und dem Kreis Viersen, bei denen die S 28 eine große Rolle spielt. „Ja“, bestätigt der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch, „nach den Sommerferien werden sich Teile der Gladbacher CDU-Fraktion mit Parteifreunden aus dem Kreis Viersen zusammensetzen und über die S 28 reden.“ Auch SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs spricht von Kontakten. Doch bei gezielten Nachfragen heißt es auch: „Es gibt aus Mönchengladbacher Sicht bislang keine wesentliche Änderung zur bisherigen Haltung“ — gleichwohl die Grünen, die Interessengemeinschaft Pro Bahn und die IHK sich beispielsweise immer für die Verlängerung der Trasse ausgesprochen haben.

Dass der Kreis Viersen sie vehement fordert, liegt auf der Hand: Die Kommunen versprechen sich eine deutlich bessere Anbindung an Düsseldorf. Der Landrat des Kreises Viersen hat den Ausbau der S 28 als eines der wichtigsten infrastrukturellen Projekte für den Kreis bezeichnet. Die Projektgruppe will sich unter anderem mit den Bedenken der Anwohner aus der Neuwerker Donk auseinandersetzen, die eine Lärmbelästigung befürchten, wenn die S 28 hinter ihren Gärten vorbeirauscht.

Deshalb will das Arbeitsgremium Planungsunterlagen zusammenstellen, um eine sachliche Grundlage zu schaffen. Dabei sollen Untersuchungen zum Lärm- und Artenschutz sowie Pläne des Trassenverlaufs mit Höhenlage einfließen. Ziel ist es, von der Bezirksregierung Düsseldorf einen Planfeststellungsbeschluss zu erlangen. Die Planung würde die Regiobahn in Auftrag geben. Sollte die Strecke nicht verlängert werden, müssten der Kreis Viersen sowie die Städte Willich und Viersen die Planungskosten begleichen. 2015 stand dafür mal die Summe von 800 000 Euro im Raum.

Was kann die Gladbacher veranlassen, doch noch auf den S 28-Zug aufzuspringen? Zum einen das Gesamtkonzept zum Schienenverkehr, das CDU und SPD seit Jahren einfordern. Das bezieht die Verlängerung der S 28 ein in einen Wunschkatalog, zu dem auch die Fortführung der S 8 von Hagen über den Gladbacher Hauptbahnhof möglichst bis nach Wickrath gehört. Wichtig ist dabei der Haltepunkt an der Hochschule Niederrhein.

Zwei weitere Themen werden in den Gesprächen der Gladbacher CDU mit den Parteifreunden im Kreis Viersen im Zusammenhang mit dem S 28-Ausbau eine Rolle spielen: die Maria Hilf-Kliniken an der Viersener Straße und der Mönchengladbacher Flughafen. Während es beim Groß-Krankenhaus um infrastrukturelle Fragen geht, erwartet die Gladbacher CDU, dass Kommunen im Kreis Viersen der wirtschaftlichen Zukunft des Verkehrslandeplatz nicht im Wege stehen. Denn um mittelfristig Steuererhöhungen zu vermeiden, muss der Flughafen mehr erwirtschaften und eine Deckungslücke von 2,7 Millionen Euro 2021 zu schließen.