Tante Ju fliegt vorerst nicht mehr
Der Rundflug-Anbieter Ju-Air stellt den Flugbetrieb nach dem Absturz einer Ju-52 in den Schweizer Alpen vorläufig ein. Bei dem Unglück sind 20 Menschen gestorben.
Nach dem Absturz einer Ju-52 in den Schweizer Alpen stellt die Ju-Air den Flugbetrieb bis auf Weiteres ein. Das teilte der Eigentümer des historischen Flugzeugs auf seiner Homepage mit. Deshalb würden bis Ende August auch die Rundflüge mit der Tante Ju in Nordrhein-Westfalen abgesagt, sagte Friedrich Karl François, dessen Firma über das Portal ju52rundflug.de die Flüge vermittelt. In Mönchengladbach und Essen/Mühlheim waren zwischen dem 24. und 27. August mehrere Rundflüge und ein Flug in die Schweiz geplant. Dafür sollten Flugzeuge der Ju-Air eingesetzt werden.
Die von den abgesagten Flügen betroffenen Kunden würden informiert, sagte François weiter. Dass der Flugbetrieb nach einem Unglück zunächst eingestellt werde, sei „ganz normal“. Die Unglücksursache müssten die Ermittler vor Ort untersuchen. François betonte: „Die Ju-52 ist kein unsicheres Flugzeug.“ Bei dem Unglück am Samstag waren die drei Crew-Mitglieder und 17 Passagiere gestorben. Sein Team sei „tief traurig“, sagte François.
Die Ursache des Absturzes ist bislang unklar. Auf die Ermittler wartet eine schwierige Aufgabe. Anders als moderne Flugzeuge hatte die 79 Jahre alte Maschine vom Typ Junkers Ju-52 keine Blackbox an Bord, die Gespräche im Cockpit und technische Daten wie Flughöhe, Geschwindigkeit und mögliche Geräteausfälle aufzeichnet und bei Abstürzen in der Regel intakt bleibt. Zudem gibt es in Bergtälern wie dem, wo die Maschine abstürzte, nur wenige Radaraufzeichnungen, wie Daniel Knecht von der Schweizer Behörde für Flugunfalluntersuchungen (Sust) berichtete. Damit gibt es keine technischen Aufzeichnungen zu dem Unglücksflug, die den Experten beim Erkunden der Absturzursache helfen könnten.
Friedrich Karl François, Vermittler von Rundflügen
Technische Mängel oder menschliches Versagen erscheinen als Unglücksursache zunächst einmal unwahrscheinlich. Das Flugzeug sei Ende Juli zuletzt gewartet worden und seitdem erst fünf Stunden geflogen, teilte Ju-Air mit. „Es sind keine technischen Probleme mit diesem Flugzeug bekannt.“ Der 62-jährige Pilot und der 63-jährige Copilot hätten mehr als 30 Jahre Erfahrung bei der Luftwaffe und in der Zivilluftfahrt gehabt. Auch das Alter der Maschine spielt nach Angaben des Flugermittlers keine Rolle: „Wenn sie richtig gewartet wird, kann sie betrieben werden“, sagte Knecht von der Unglücksuntersuchung.
Bleiben die äußeren Umstände: das Wetter. Bei hohen Temperaturen ist die Luft dünner und das Fliegen anspruchsvoller, weil etwa beim Starten oder in den Kurven weniger Leistung zur Verfügung steht, wie Knecht erklärt. Erfahrene Piloten könnten damit zwar umgehen. Trotzdem würden die Ermittler untersuchen, ob das seit Tagen anhaltende Wetter mit den hohen Temperaturen eine Rolle spielte. „Wir schließen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts aus“, sagte Knecht. Geprüft werde auch, ob Handlungen an Bord zu dem Unfall geführt haben könnten, teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft mit. Die Ermittlungen würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zunächst müsse das Wrack geborgen werden. Diese Arbeiten „werden voraussichtlich noch mindestens zwei Tage andauern“, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft.
Die Ju-52 war am Samstag abgestürzt. Das Unglück ereignete sich am Berg Piz Segnas etwa 100 Kilometer südöstlich von Zürich. Bei den Toten handelte es sich nach Angaben von Ju-Air um Schweizer sowie ein Ehepaar aus Österreich mit ihrem Sohn. Demnach hatten die Passagiere eine zweitägige Rundreise mit Übernachtung von Dübendorf bei Zürich nach Locarno im Tessin und zurück gebucht. Ju-Air gehört einem Verein von Flugenthusiasten, die seit 35 Jahren ohne tödliche Unfälle touristische Rundflüge anbieten.