Caritasdirektor widerspricht Diskussion zur Schulsozialarbeit: Christoph Humburg zum Vorwurf, sein Verband sehe nur aufs Geld

Wuppertal · Dem Kommentar „Offen gesagt – Frohe Ostern, Herr Direktor“ von Chefredakteur Lothar Leuschen am 19. April in der WZ zum Rückzug der Caritas aus der Wuppertaler Schulsozialarbeit widerspricht Christoph Humburg, Direktor des Caritasverbands Wuppertal/Solingen.

Christoph Humburg.

Foto: Christian Beier Katternberger Straße 171a 42655 Solingen beier-photographie.de/Christian Beier

Zunächst stimmt er zu: „Ja, die Schulsozialarbeit ist eine wichtige Aufgabe. Ja, es ist bedauerlich, dass der Caritasverband Wuppertal/Solingen sich aus der Schulsozialarbeit in Wuppertal zurückzieht. Ja, den Schwarzen Peter hat die Landesregierung. Darin, Herr Chefredakteur, sind wir uns einig.“

Der Rest des Kommentars beruhe jedoch auf Trugschlüssen. Leuschen hatte der Caritas vorgeworfen, ihr Wirken von Zuschüssen des Landes abhängig zu machen, statt Geld vom Bistum zu fordern, das zu den reichsten der Erde gehöre.

Humburg erklärt, die katholische Kirche finanziere „durchaus einen beachtlichen Teil unserer Arbeit“: „Der ,Generalstellenplan‘, der über das Bistum gedeckt ist, beinhaltet zum Beispiel Mitarbeitende in der Schwangerenberatung, in der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche und im Migrationsdienst. Zudem kann unsere Personaldecke in der ambulanten Pflege dank eines kirchlichen Zuschusses zugunsten unserer Patientinnen und Patienten dichter als bei manchem anderen Anbieter gewoben sein.“

Er führt zudem aus, dass in Deutschland das Prinzip der Subsidiarität gelte. Was bedeute, dass Aufgaben, die der Staat nicht zwingend selbst erledigen muss, an andere Organisationen zu vergeben sind. Dies wahre Eigenverantwortung und Selbstbestimmtheit der Bürgerinnen und Bürger. „Aufgaben allerdings, für die der Staat verantwortlich ist, muss der Staat auch finanzieren. Und dazu gehört die Schulsozialarbeit, die freie Träger wie die Caritas im Auftrag des Staats übernehmen.“

Lange habe der Caritasverband Wuppertal/Solingen trotzdem bei der Schulsozialarbeit „zugebuttert“: „Von Jahr zu Jahr haben wir uns durch die unsägliche Ungewissheit, wie es mit der Schulsozialarbeit weitergehen soll, durchgehangelt. Ein Open End mit für uns absolut ungewissen finanziellen Risiken ist so nicht mehr hinnehmbar.“

Nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil sie nicht mehr könnten. Zu viele Mittelkürzungen in vielen Bereichen hätten sie in den letzten Jahren und vor allem Monaten hinnehmen müssen. Manches hätten sie durch selbst akquirierte Fördermittel ausgleichen können. Zudem würden ihre 1200 Mitarbeitenden von rund 400 Frauen und Männern ehrenamtlich unterstützt: „Wo bitte gibt es das in öffentlichen Behörden oder Firmen?“

Auch bei der Einschätzung der Reputation der Caritas widerspricht Humburg: „Die Caritas ist einer der größten und beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland“, erklärt er. „Die ,Marke Caritas’ ist eine der stärksten Marken in unserem Land; sie gilt als sympathisch, vertrauenswürdig und hilfsbereit.“

(Red)