Huldigungen eines Meisters Picassomania in Frankreich hält an: Emotionen im Steinbruch
Paris (dpa) — „La Celestina“ hat Pablo Picasso 1904 in Barcelona gemalt. Das Porträt einer Frau mit einem erblindeten Auge gehört eher zu den mittelgroßen Formaten des Spaniers.
In den Carrières de Lumières, rund 70 Kilometer von Aix-en-Provence entfernt, blickt „La Celestina“ die Besucher aus einem über zehn Meter hohen Bild heraus an. Denn die Carrières de Lumières sind monumentale Steinbrüche am Fuß des Mittelalter-Dorfes Les Baux-de-Provence inmitten der Alpilles, einer Kalksteinkette zwischen Avignon und Arles.
„Picasso und die spanischen Meister“ heißt die Multimedia-Ausstellung. Auf die bis zu 16 Meter hohen Säulen und Wände werden die Meisterwerke von Picasso, Francisco de Goya, Santiago Rusiñol, Ignacio Zuloaga und Joaquín Sorolla projiziert. Zu den zahlreichen digitalisierten Hauptwerken Picassos zählen auch „Les Demoiselles d’Avignon“. Gezeigt werden Arbeiten aus allen Schaffensphasen.
Seit 2012 werden in den Carrières de Lumières Multimedia-Schauen über bedeutende Künstler präsentiert. Eröffnet wurde der einzigartige Schauplatz mit „Gauguin — Van Gogh, die Maler der Farbe“. Bei den Werkschauen setze man mehr auf Emotionen als auf Pädagogik, wie die Direktion der Carrières de Lumières erklärt. Der Erfolg des Konzepts spiegelt sich in den Zahlen wider: Jährlich werden rund 550.000 Besucher gezählt.
Das Museum Fabre in Montpellier stellt „Picasso, donner à voir“ vor. Gezeigt werden mehr als 70 Werke, die Schau ist in 14 Kapitel unterteilt. Jedes von ihnen entspricht einem Schlüsselmoment im Leben Picassos, wie der Suizid seines Freundes Carlos Casagemas im Februar 1901 in Paris.
Der Schock darüber hatte Picasso zu seiner „Blauen Periode“ geführt, wie der Maler einst selbst erklärte. „Der Tod von Casagemas“, das Picasso im Sommer 1901 angefertigt hat, gehört zu den Arbeiten, die in der südfranzösischen Stadt bis zum 23. September zu sehen sind.
Die Exponate sind Leihgaben renommierter Sammlungen wie des Museums Berggruen in Berlin und des libanesisch-monegassischen Kunsthändlers David Nahmad. Rund die Hälfte stammt aus dem Picasso-Museum in Paris. Seit dort Laurent Le Bon, Ex-Leiter des Centre Pompidou in Metz, an der Spitze steht, mehren sich die Picasso-Ausstellungen in Frankreich. Die in den Carrières de Lumières gehört auch dazu.
Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin, Anne Baldassari, betreibt der 49-Jährige eine großzügige Ausleihpolitik. Auf ihn geht auch die Initiative des internationalen Kunstevents „Picasso-Méditerranée“ zurück. Sie wird von 60 Einrichtungen in 8 Ländern ausgetragen, darunter Italien, Spanien, Griechenland und Marokko. Frankreich führt mit mehr als 35 Museen und Kulturinstitutionen die Liste an.
„Picasso-Picabia“ in Aix-en-Provence“, „Matisse und Picasso“ in Nizza, Picasso in Vallauris, Vence, Arles und Antibes: Die Liste der Sommer-Ausstellungen ist lang und geht im Herbst mit „Picasso, die Zeit der Konflikte“ in Nîmes weiter. Die Angst vor einer Picasso-Übersättigung scheint nicht zu bestehen, wie Besucherzahlen belegen. Allein in Montpellier wurden seit Beginn der Picasso-Werkschau am 15. Juni rund 55.000 Besucher gezählt.