Neue CD von Fink: Nur nicht das Klischee bedienen
Die neue Platte von Fink bietet zehn Songs — teils düster, teils schräg, aber überaus rhythmisch und fast schon poppig. Ein Genuss.
Düsseldorf. „Ich hab’ meinen Stil über die Jahre mehrfach gewechselt“, sagt Fin Greenall. „Aber so ist das eben. Menschen ändern sich.“ Greenall, besser bekannt als Fink (englisch für Lästermaul, Spitzel oder auch Kameradenschwein), ist Sänger und Songwriter des gleichnamigen Indie-Blues- und -Rock-Trios aus Bristol.
Vor rund 20 Jahren entstand in der englischen Großstadt mit Trip Hop und Bands wie Portishead oder Massive Attack ein neuer Musiktrend. In diese Richtung tendierte auch Fink, als er 1997 einen Vertrag bei dem Label Ninja Tune unterzeichnete und seine Debütsingle „Fink Funk“ veröffentlichte. Als DJ verdiente er sich erste Sporen und brachte mit „Fresh Produce“ ein ganzes Album mit elektronischer Dance-Musik raus. Doch plötzlich kam mit Tech und House ein anderer Wind auf — nicht so sein Fall. Während Greenall die Plattenteller putzte, geriet handgemachte Songwriter-Musik in sein Blickfeld. „2003 wusste ich einfach, dass der Punkt gekommen war, aufzuhören.“
Sein zweites Album „Biscuits For Breakfast“ (2006) war die Kehrtwende weg von Dub-Beats und hin zu souligem Blues. Gemeinsam mit Bassist Guy Whittaker, dem Sohn von Roger Whittaker, und Drummer Tim Thornton wuchs Fink schließlich zum Trio heran. Auch sein Label Ninja Tune bekräftigte den damals 33-Jährigen, auf dieser Schiene weiterzumachen.
„Ihre Ermutigungen halfen mir, eine der wichtigsten Entscheidungen meiner Karriere zu fällen.“ Fink entschloss sich ganz für den Blues. Er gewann Lamb-Mastermind Andy Barlow als Produzent für „Distance And Time“ (2007), legte mit „Sort Of Revolution“ (2009) nach und schuf mit Toningenieur Billy Bush (Beck, Garbage) sein bis dato erfolgreichstes Album „Perfect Darkness“ (2011).
Mit „Hard Believer“ erscheint nun sein sechstes Werk, auf einem eigens gegründeten Unter-Label von Ninja Tune — ein erneuter Wandel, diesmal allerdings nuanciert. Mit den zehn neuen Songs liefert Fink einen wesentlich rockigeren Blues. Psychedelic-Einflüsse runden den Sound schließlich ab. „Ich denke, das Touren hat uns ein neues Selbstbewusstsein gegeben. Auch was meine Stimme angeht: Ich weiß, dass ich das Blues-Ding tatsächlich beherrsche. Der Trick ist, nicht das Klischee zu treffen.“
Obwohl die Schaffensphase für „Hard Believer“ mehrere Jahre in Anspruch nahm, die Songs an Orten wie Brighton, London oder Amsterdam geschrieben wurden, liefen die Aufnahmen in Hollywood relativ schnell. Nach nur 17 Tagen war das Album im Kasten. „Viele Bands machen sich einfach kaputt, wenn sie 18 Monate im Studio sind. Die Bands, die uns inspirieren, haben Platten an einem Wochenende aufgenommen“, sagt Greenall. „Ein paar von den frühen Rolling-Stones-Sachen sind an einem Tag entstanden. Je schneller du das schaffst, umso weniger läufst du Gefahr, dass alles überkocht.“
Herausgekommen ist eine ausgewogene Mischung aus langsamen und etwas schnelleren Bluesrock- und Folk-Songs — teils düster, teils schräg, aber überaus rhythmisch und fast schon poppig. Den zehn Stücken ist anzuhören, dass die Musiker großartig miteinander harmonieren. Da Fink sich entschlossen hat, den Gesang und die Akustikgitarren gleichzeitig aufzunehmen, entsteht eine gewisse Live-Atmosphäre, die dem Stilmix erheblich zugute kommt. „Das klingt zwar nicht immer perfekt synchron, aber wir mögen diese Ehrlichkeit in unseren Aufnahmen.“
Überzeugen werden sie damit nicht nur die Hard Believer, jene Menschen, denen der Albumtitel gewidmet ist — Leute, die klare Beweise brauchen, um etwas zu glauben.
Hard Believer sind auf eine gewisse Weise auch Fink und seine Kollegen: Erneut wollten sie sich beweisen, dass der Glaube an sich selbst immens wichtig ist. Besonders, wenn der Weg eine Richtung nimmt, die nicht vorhersehbar war.