Neues Album: Marteria schwebt auf Wolke lila

Mit seinem neuen Album löst sich Marteria von seinem großen Hit. Der 31-Jährige bringt Hip-Hop fern des Gangster-Klischees.

Marten Laciny alias Marteria ist auch für sein Alter Ego Marsimoto bekannt. Drei Alben hat er als "Marsi" schon veröffentlicht - viele Songs sind Kifferhymnen.

Foto: Bernd von Jutrczenka

Berlin. Obwohl deutscher Rap allgegenwärtig ist, schaffen es einzelne Songs selten an die Spitze. In 20 Jahren hat es fünf Singles gegeben, die auf Platz eins gegangen sind. Die Fanta 4, Sabrina Setlur, Azad und Cro waren dabei. Und Marteria, mit Hilfe von Yasha und Miss Platnum. „Lila Wolken“ stand 2012 oben. Jetzt bringt der gebürtige Rostocker sein drittes Album als Marteria heraus — und verzichtet darauf, sich dem Pop anzubiedern.

Vermutlich wäre es ein Leichtes gewesen, auf der luftigen, sommerlichen Schiene von „Lila Wolken“ weiterzufahren. Das wollte Marten Laciny, wie der 31-Jährige heißt, nicht. „Zum Glück in die Zukunft II“ ist der Nachfolger seines Gold-Albums von 2010. Klanglich und sprachlich muss es den Vergleich nicht scheuen: Minimalistische, sphärische Beats untermalen Marterias mal nasale, mal nölige, aber immer verständliche Stimme. Die Texte sprühen voll Wortwitz und Selbstironie: „Ostberlin, kurz nach vier, Chardonnay — schadet nie“.

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Im Ohr ist und bleibt die aktuelle Single „Kids“, die auf Platz sieben einstieg. Darin beklagt Marteria, dass keiner der Kumpels mehr Zeit zum exzessiven Feiern hat — alle haben einen Job, und lange bevor die lila Wolken am Himmel hängen, sind die Langweiler schon zu Hause.

Reisen ist das große Hobby des Ex-Models (Hugo Boss) und Ex-Nationalspielers von Hansa Rostock (U17). 41 Länderpunkte hat er im Duell mit Manager Chris Berndt gesammelt — pro Land gibt es einen Punkt. Auf Dienstreise war er 2012 in Argentinien. Dort schrieb er mit den Toten Hosen an deren LP. Campino revanchierte sich mit einem Gastauftritt in „Die Nacht ist mit mir“.

Manchmal geht die Reise bei dem nachdenklichen Musiker auch in höhere Sphären: „Oh mein Gott, dieser Himmel, wie komm ich da bloß rein?“ fragt er sich in „OMG!“. „Muss ich sein wie Mohammed, Buddha oder Kanye?“ spielt er auf die Höhenflüge seines Rap-Kollegen Kanye West an, der sich „Yeezus“ taufte.

Sich selbst zum Propheten zu machen, davon ist Laciny weit entfernt — auch wenn er seine weiblichen Fans wenig bescheiden zu „Marteria Girls“ erkor. Auf „Zum Glück in die Zukunft II“ sucht er nach der schnellen Bekanntschaft: „Die Zeit mit dir war wunderschön, doch du musst der Sonne folgen, mit ihr untergehen“, textet er melancholisch in „Eintagsliebe“.