Neues Album: Punk-Lady Nina Hagen findet zu Jesus

Die 55-Jährige ist jetzt Christin – und hat ein Gospel- und Countryalbum aufgenommen.

Berlin. Das Plattencover von Nina Hagen - mit Punkfrisur und der Zigarette lässig im Mundwinkel - gehörte früher ins WG-Zimmer wie der Flokati. "Du hast den Farbfilm vergessen" ist ein Klassiker aus ihrer DDR-Zeit.

Im rotzigen Berliner Ton sang sie "TV-Glotzer" oder "Bahnhof Zoo" und war "Unbeschreiblich weiblich". Nicht nur in Deutschland kam die Sängerin an, auch international hatte sie Erfolg. Doch in letzter Zeit floppten viele ihrer Lieder. Nun bringt sie ein reinrassiges Gospel- und Country-Album heraus: das in Los Angeles aufgenommene Album "Personal Jesus" - ein überraschendes, ein großes Comeback.

Schlagzeilen machte die Stieftochter von Wolf Biermann nach ihrem legendären West-Debüt "Nina Hagen Band" (1978) vor allem mit provokanten Auftritten in Fernsehshows, wegen junger Liebhaber, ihrer Indienphase oder weil sie an Ufos glaubte. Jetzt ist Nina Hagen 55 Jahre alt und schlägt einen neuen Haken. Die Platte hat durchaus Hit-Chancen, und sie begeistert Pop-Kritiker. Zugute kommt Nina Hagen nach vielen Produktions-Fehlgriffen sicher die sensible Hand von Paul Roessler.

Die Albumvorstellung in Berlin war ein echtes Nina-Hagen-Happening. Im neongrünen Minikleid, mit Federpuschel auf dem Kopf und Lackstiefeln an den Füßen rauschte sie in die Parochialkirche. "Irgendwie Punk sein" und christlicher Glaube, das passt für Nina Hagen zusammen. Die Musikerin hatte sich voriges Jahr in der evangelisch-reformierten Gemeinde im niedersächsischen Schüttorf taufen lassen.

"Meine Beziehung zum Christentum fing schon früh an, in der DDR. Ich bin damals sonntags heimlich mit einer Freundin in die Kirche bei uns um die Ecke gegangen", sagt Hagen. Sie mag es nur nicht, dass sie stets gefragt wird, ob sie katholisch oder evangelisch getauft wurde. "Ich bin christlich getauft, das muss reichen."

"Personal Jesus", der Titelsong des neuen Albums, ist kein traditioneller Song, sondern die Coverversion eines Depeche-Mode-Hits aus den 90ern. Sie interpretiert das Lied ganz anders als vor einigen Jahren der große Johnny Cash - weniger brüchig, dafür mit sinnlicher Stimme, auf den Spuren echter Soul-Sängerinnen wie Aretha Franklin oder Candi Staton.