Roman Fischer: „Ich war nie der große Rebell“

Er hat den Arbeitgeber gewechselt, ist nach Berlin gezogen und hat den Spaß als Triebfeder entdeckt. Trotzdem klingt Roman Fischers neues Album sehr verkopft. Ein Interview.

Ihre ersten beiden Alben sind bei dem kleinen Indielabel Blickpunkt Pop erschienen. Was hat sich geändert mit dem Wechsel zum Branchenriesen Universal?

Fischer: Erstaunlich wenig. Universal hat mir tatsächlich drei Jahre Zeit gegeben, dieses Album zu machen. Das ist selbst für ein Majorlabel ungewöhnlich lang. Ich fühle mich dort sehr wohl.

Fischer: Auf jeden Fall. Es schafft eine Verbindung zwischen seinen beiden eher düsteren Vorgängern und bringt Tanzbarkeit als neue Konstante ins Spiel. Auch wenn die Texte manchmal ein bisschen ernster sind, soll meine Musik einfach nur Spaß machen.

Fischer: Als Kind der 90er muss ich feststellen: Das 80er-Revival dauert mittlerweile länger als die 80er selbst. (lacht) Anscheinend ist dieser Zeitgeist langlebiger als man dachte. Mein Produzent, der Schwede Patrik Berger, ist inspiriert von DAF, Can und Kraftwerk. Aber unsere Produktionsweise huldigt eher den 90ern.

Fischer: Zuerst einmal haben wir uns menschlich sehr gut verstanden. Wir stehen beide auf harte Bands, aber auch auf Jazz, Soul und R&B. Ich habe für dieses Album einige Produzenten ausprobiert, aber zu dem unverkopften Patrik hatte ich sofort eine Verbindung.

Fischer: Ich bin mit 17 ausgezogen. Damals dachte ich, ich hätte das Elternhaus hinter mir. Viele Dinge wurden mir aber erst Jahre später bewusst. Wahrscheinlich wird dieser Abnabelungsprozess ein ganzes Leben dauern. Aber beide Seiten bemühen sich. (lacht) Ich war nie der große Rebell, der sich einen Irokesen geschnitten hat.

Fischer: In meinem Dorf galt ich als Eigenbrötler und Außenseiter. Für mich war das eine Notwendigkeit. Bestimmte Erfahrungen - zum Beispiel sexuelle - habe ich erst viel später als meine städtischen Altersgenossen gemacht. Weil ich nicht aus dem Dorf rauskam, musste ich mir eine Beschäftigung suchen. Das war die Musik. Das Abgeschottete war dafür sehr zuträglich. Für mich persönlich war es gut, erst mit 23 - gemeinsam mit meiner Freundin - nach Berlin gegangen zu sein, weil ich da schon viel disziplinierter war. Ich bin manchmal noch verwundert, wie wohl ich mich hier fühle.

Fischer: Mit dem Song will ich mich in die Geschlechter-Debatte einmischen. Heutzutage lässt sich nicht mehr eindeutig sagen, welche sexuelle oder politische Orientierung ein Mensch hat. Die Grenzen lösen sich auf. Ich persönlich glaube, es gibt in jedem von uns das männliche und das weibliche Prinzip, nur unterschiedlich stark ausgeprägt. Am Ende gewinnt immer jene Seite, die wir in uns am meisten bekämpfen. Manchmal muss man schmerzlich feststellen, dass man in bestimmte Gruppen oder Hierarchien nicht reinpasst.

Fischer: Ich kann nicht behaupten, dass es mich unbeeindruckt lässt. Als Fan von Coldplay empfinde ich den Vergleich als Kompliment. Ich versuche aber, darüber nicht zu viel nachzudenken.

Fischer: Mit einer Portion Glück. Ich kenne Til Schweiger nicht persönlich. Über Umwege ist dieses Musikstück an ihn gelangt, und es hat ihm so gut gefallen, dass er es einfach für den Film haben wollte. Bei "Sommersturm" war es ähnlich. Noch heute bekomme ich Mails von Leuten, die meine Musik über Filme entdeckt haben.