Noch lange nicht „Out Of Time“: Chris Farlowe wird 75

London (dpa) - Den großen Durchbruch hat Chris Farlowe nie geschafft. Einen einzigen Nummer-Eins-Hit hatte der Londoner, 1966, und er hieß „Out Of Time“.

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1966 war auch „Strangers in the Night“ von Frank Sinatra in den Charts, „Monday, Monday“ von The Mamas & The Papas und „Paint it Black“ von den Rolling Stones - die kennt noch heute jeder. Chris Farlowe ist ein bisschen spezieller, aber gerade das schätzen seine Fans an ihm. An diesem Dienstag (13.10.) wird er 75.

„Eines Tages rief Mick mich zu Hause an und sagte, ich habe ein paar Songs für dich geschrieben, komm und hör dir das an“, erzählt Farlowe in einem Film namens „Out Of Time: A Film About Chris Farlowe“, der 2011 erschien. Mick, das ist Mick Jagger von den Stones, und geschrieben hatte er unter anderem „Out Of Time“ (Deutsch: unzeitgemäß), das Farlowe bei jedem Konzert singt - dabei habe er es beim ersten Hören gar nicht gemocht, wie er hinzufügt.

Im September erst war der Sänger in Deutschland unterwegs, trat im Heimathaus in Twist bei Meppen auf und im Ducsaal in Freudenburg. Die Kritiken sind freundlich und loben Umfang und Klarheit seiner Stimme. Das ist mit 75 nicht selbstverständlich.

Chris Farlowe kam 1940 als John Henry Deighton in Nord-London zur Welt. Noch als Teenager gründete er seine eigene Skiffle-Band, um mit Auftritten in kleinen Clubs ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Vorsichtshalber absolvierte er eine Schreinerlehre, falls aus der Musikkarriere nichts würde. Wurde es aber: Farlowes Band entwickelte sich zu den Thunderbirds weiter, nach der ersten Platte 1962 stellte sich nach und nach der Erfolg ein.

In einem Fall sogar aus Versehen, wie der Musiker gern erzählt: „Stormy Monday Blues“ nennen Kritiker auf der Insel manchmal die beste britische Blues-Aufnahme überhaupt, aber Farlowe wusste nicht mal, dass das Band mitlief. Die Thunderbirds machten sich eigentlich nur musikalisch warm für Aufnahmen und spielten deswegen das Lied von T-Bone Walker. Plötzlich stand die Platte in den Läden - und zwar auf Initiative das Labels unter dem Namen „Little Joe Cook“, sehr zur Überraschung der Band.

Wenig später markierte „Out Of Time“ den Karriere-Höhepunkt der Thunderbirds. 1970 hatte Farlowe eine zweite erfolgreiche Phase mit der Jazz-Rock-Band Colosseum, die sich aber 1971 schon wieder auflöste, bis die Musiker in den 90ern wieder zusammenfanden.

Inzwischen sind Farlowes Haare weiß, er geht leicht gebeugt und hat auf Treppen etwas Mühe. Vom Weitermachen hält das Alter den Engländer aber nicht ab, der gern betont, dass die Musik ihn jung halte. Und in der Doku klarstellt: „Ich werde singen, bis ich sterbe.“