Pop: Neues Album der Kaiser Chiefs - Auch James Bond mischte mit

„Ruby“ hat noch jeder im Ohr, da legen die Kaiser Chiefs bereits ihr drittes Album vor. Entstanden ist es maßgeblich während der letztjährigen Festivalsaison.

Fast scheint es so, als hätten die Kaiser Chiefs etwas zu viel Zeit gehabt in den vergangenen anderthalb Jahren. Den Nummer-Eins-Hit "Ruby" hat man noch relativ frisch im Ohr, auch das dazugehörige Album "The Angry Mob" fühlt sich aktuell an.

Trotzdem scheint das Mitteilungsbedürfnis der Herrschaften aus Leeds noch nicht gestillt. Deswegen steht am 17. Oktober bereits der dritte Longplayer in den Läden, Titel: "Off With Their Heads", frei übersetzt: Rübe ab!

Frontmann Ricky Wilson ist erstaunlich entspannt. Er sitzt in einem Berliner Hotelzimmer, witzelt darüber, dass er in einer der spannendsten Städte Europas hockt, aber mal wieder nichts von ihr sehen wird, außer die Räume, in denen die Pressegespräche im Halbstundentakt abgehakt werden. Die Frage, die sich am meisten aufdrängt, beantwortet er, bevor man sie stellen kann.

"Dieses Album ist einfach passiert. Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht, ob es der richtige Zeitpunkt ist", überhaupt, ob man zwischen zwei Alben eine Karenzzeit verstreichen lassen müsse. "Das spielt keine Rolle. Die Songs waren da, also war das Album fällig."

Klingt logisch. Trotzdem scheint der martialische Titel eine Vorwegnahme der befürchteten Klage, die Kaiser Chiefs könnten sich durch Allgegenwärtigkeit abnutzen. "Nein, das hatte damit nichts zu tun. Davor haben wir auch keine Angst."

Zaghaft wirkten die Kaiser Chiefs ohnehin nie. Fürs erste Album ("Employment", 2005) hoch gelobt, für den Nachfolger größtenteils als einfallslos abgestraft, focht sie beides nie an. "Klar, als ,Ruby’ auf Eins ging, da gehörten wir plötzlich zum Mainstream. Mir hat das allerdings ziemlich gut gefallen, dass der Song überall zu hören war.

Schließlich stammt er von mir." Der Kreativität stand der plötzliche paneuropäische Erfolg nicht im Weg. "Wir wurden für fast alle Festivals gebucht, hätten es aber langweilig gefunden, einfach nur unsere alten Songs zu spielen."

Also entstanden bereits während des Sommers 2007 die ersten Tracks des neuen Albums, an den entfesselten Massen in Glastonbury, am Nürburgring oder beim Hurricane in Scheeßel getestet und für gut befunden. Zumindest war das der Eindruck der Band. Der wahre Härtetest steht ihnen bevor, wenn die Platte in den Verkauf geht.

Für das Projekt "Off With Their Heads" haben sie nichts dem Zufall überlassen. Überarbeitet, abgemischt und veredelt wurde das Album vom derzeitigen Überproduzenten Mark Ronson, dem Mann, der die Underground-Grazie Amy Winehouse zum Erfolg führte, der Robbie Williams’ bislang letztes Album "Rudebox" verfeinerte und auch an den letzten Produktionen von Christina Aguilera und Kanye West beteiligt war.

"Er wollte unbedingt mit uns arbeiten", sagt Wilson. "Wir fanden die Idee klasse." Nicht zuletzt, weil er die Chance hatte, Wiedergutmachung zu leisten. Denn genauso, wie Ronson den Zutons-Hit "Valerie" erst durch die Aufnahme von Amy Winehouse zum Hit machte, nahm er sich die frühe Kaiser-Chiefs-Single "Oh My God" und ließ sie von Alternative-Elfe Lily Allen neu einsingen. "Nein, sauer waren wir nicht. Schon allein, weil wir unsere Version immer noch besser finden." Wilson lacht.

Kann er auch, denn Ronson war die richtige Wahl. Nicht nur, weil er den Songs seinen eigenen Stempel aufdrückte, sondern auch, weil ungeahnte Synergien entstanden. Zeitgleich zur Arbeit mit den Kaiser Chiefs werkelte der Tontüftler an einem neuen Bond-Song, Amy Winehouse sollte ihn interpretieren.

Daraus wurde zwar nichts, weil die Winehouse bis auf Weiteres als indisponiert gilt, Ronson lernte aber den Bond-Score-Komponisten David Arnold kennen, der mal eben während einer Pause den neuen Kaiser-Chiefs-Song "Like It Too Much" formidabel abmischte.

"Uns war gar nicht klar, wer das eigentlich ist, dass der schon mit Björk und Garbage gearbeitet hat." Wilson klingt leicht betreten. Manche Dinge bekommt man eben doch nicht mit, so sehr man sich auch am Puls der Zeit wähnen mag.