„Record Store Day“ für Vinyl-Fans
Dortmund (dpa) - Die Vinylplatte ist in. Gerade vermeldet der Bundesverband der Musikindustrie für den Retro-Tonträger einen Absatzrekord mit 677 000 verkauften Exemplaren im ersten Quartal 2016, da steht schon der nächste Schub bevor.
Am Samstag feiern mehr als 200 unabhängige Plattenläden in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihren „Record Store Day“, Livemusik meist inklusive.
Das Einzigartige an diesem in den USA erfundenen Tag ist die massenweise Veröffentlichung neuer Platten. Und zwar genau an diesem Tag und nur in diesen Läden. „Online bei Amazon oder so sind die Platten nicht zu kaufen“, sagt Valentin Gube vom „Black Plastic“ in Dortmund.
Einer der Kracher ist eine bunt bedruckte Platte in Raumschiff-Form mit der Titelmusik des neuen „Star Wars“-Films. Auch Metallicas Pressung des Pariskonzerts im „Bataclan“ von 2003 dürfte kein Ladenhüter werden. Aber nicht alle der 460 Neuveröffentlichungen werden reißenden Absatz finden. „Einiges müsste nicht veröffentlicht werden. Ich habe nicht alle neuen Platten bestellt“, sagt der Inhaber des An- und Verkauf-Ladens „Black Plastic“.
Es macht auch Mordsarbeit, bei einem runden Dutzend Labels Bestellungen aufzugeben und dann die Platten kurz vor dem besonderen Tag mit Preisschildern zu versehen. Zur Demonstration deutet Grube auf einen dicken Stapel Bestellscheine - Arbeit nicht nur für die Plattenläden. Auch die Presswerke kommen bei dem Boom der vergangenen Jahre kaum nach.
Der „Record Store Day“ lockt in der Boomphase zusätzlich Plattenfreunde an. „Die neuen Platten sind aber nicht einmal das große Geschäft“, sagt Gube. Er rechnet mit 15 Prozent Gewinn pro Platte. „Das Neuwarengeschäft ist nicht so lukrativ.“ Mit den Gebrauchten falle der Gewinn höher aus. Die lassen sich an solchen Tagen aber eben auch gut verkaufen.
Der Organisator des „Record Store Day“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Jan Köpke, hält den Retrotrend um die Vinylplatte für eine schöne Nischenentwicklung. „Vinylplatte und moderne Streamingmusik kannibalisieren sich nicht“, sagt der Hamburger. Dreieinhalb Prozent Marktanteil oder umgerechnet 50 Millionen Euro Umsatz hat die alte Platte im vergangenen Jahr erreicht. „Es ist schon ein Boom“, sagt er, aber von einem niedrigen Niveau aus.
Wichtig ist für Köpke, dass die Plattenläden nicht den Nachwuchs vergessen. „Justin-Bieber-Fans laufen nicht unbedingt in solche Plattenländen, aber einige vielleicht schon. Ausschließen sollten sie die Musik besser nicht.“ Interessant findet der Musikpromoter deshalb das Beispiel „Star Wars“. „Wenn so etwas rauskommt, ist das schon ein genialer Schachzug. Das spricht verschiedene Altersklassen an. Vinyl ist nicht auf ältere Generationen beschränkt“, meint Köpke.