Rock: Slut - Bretter, die die Welt bedeuten

Ihrer Heimat Ingolstadt bleiben Slut treu, dem gitarrenlastigen Stil ihrer letzten beiden Alben nicht. „Still No.1“ ist ein sphärisches Pop-Manifest – Kurt Weill sei Dank.

Ingolstadt. Das neue Album von Slut haben wir also Kurt Weill zu verdanken. Dessen Vertonung der "Dreigroschenoper" spielten die fünf Ingolstädter 15 Monate lang, insgesamt 21 Mal, am Schauspielhaus ihrer Heimatstadt. "Dazu kamen wir wirklich wie die Jungfrau zum Kinde", sagt Bassist Gerd Rosenacker und merkt im gleichen Moment, dass das nach Plattitüde klingt. Was nicht weiter stört, weil es nun mal die Wahrheit ist. Sänger und Frontmann Chris Neuburger, ein echter Theaterfan, wurde vom Intendanten gefragt, ob er nicht Lust hätte, mit seiner Band die musikalische Bearbeitung für die kommende Brecht-Inszenierung vorzunehmen. Zugesagt haben Slut sofort, auch wenn sie sich den Probenbetrieb nicht ganz so zeitintensiv vorgestellt hatten. "Jeden Tag von zehn bis zehn, damit hatten wir nicht gerechnet." Rosenacker lacht. Wahrscheinlich schießt ihm gerade durch den Kopf, dass diese anfängliche Naivität bezüglich der Organisationsstrukturen an einem deutschen Stadttheater das Klischee des undisziplinierten Rockmusikers nährt.

Und dabei gibt es wahrscheinlich keine andere deutsche Band mit Major-Platten-Vertrag und bundesweiter Fanresonanz, deren Mitglieder so diszipliniert wie die Mannen von Slut sind. Neben der Musik gehen sie alle sogenannten geregelten Jobs nach, als Architekt, Grafiker oder auch als Journalist.