Linkin Park: Wenn Brüllen zur Kunst wird
In Köln begeistert die US-Band Linkin Park 16000 Fans.
Köln. Linkin Park gehören derzeit zu den Phänomenen der Musikszene. Noch vor einigen Jahren tingelte die US-Band durch amerikanische Vorstadtclubs, jetzt füllt sie große Hallen wie die Kölnarena bis unters Dach. Dort jubelten am Montagabend mehr als 16000 Fans lautstark ihren Idolen, allen voran Sänger Chester Bennington, zu.
Sein ungeheuer melodisches Brüllen war die Konstante des 90-minütigen Konzerts, in dem sich brachial rockende Gitarrenriffs mit Rap-Einlagen und Pop-Balladen zu einer neuen Klangsprache vermischten. Wann der Mann mit den bedrohlich anschwellenden Halsadern und dem stakkatoartigen Gebrülle Luft holt, bleibt sein Geheimnis. Denn dort, wo bei vielen Metalbands nur ein dumpfes, unverständliches Grölen zu vernehmen ist, schafft er es mit seinem kunstvollen Schreien, den Songs eine Struktur und eine für die Band typische Klangfarbe zu geben.
Immer wieder treibt er seine Mannen wie beim Opener "No More Sorrow" mit dem mächtigen Organ gnadenlos nach vorne und lässt dabei selbst die Biergläser auf dem gut gefüllten Oberrang erbeben. Dort findet sich genauso wie im Innenraum mehrheitlich die junge Klientel. Doch immer wieder staunen auch gestandene Rockfans über das, was Linkin Park auf der Bühne zelebrieren.
So auch Michael Wolters (39), der mit seinem Sohn Dennis extra von Koblenz nach Köln gereist ist. Während der Vater schon unzählige Male bei Rockgrößen wie AC/DC, Metallica, Deep Purple oder den Rolling Stones war, ist es für den Zwölfjährigen sein erstes großes Konzert, das er aber möglichst ungefiltert erleben möchte. So werden auch die fürsorglich mitgebrachten Ohrstöpsel strikt abgelehnt.
"Linkin Park ist die Band, die ich zu Hause rund um die Uhr höre. Die sind einfach genial, weil ihre Musik nie langweilig wird", schwärmt der Schüler. Und auch sein Vater findet nur lobende Worte für die angesagte Band aus den Staaten: "In seinem Alter wären die bei mir wahrscheinlich genauso hoch im Kurs gestanden."
Derweil gibt es auf der Bühne auch immer wieder Momente, in denen Chester Bennington plötzlich einen Gang zurückschaltet und zeigt, dass er selbst sanften Balladen wie "Leave Out All The Rest" oder "Shadows Of The Day" gefühlvoll seine ungeheure Energie einhauchen kann. Und gerade dann, wenn er nur vom Keyboard begleitet wird, zeigt der Sänger die stimmliche Grundlage für seinen Schreigesang.
Ähnlich faszinierend ist auch der Wortwitz in den Raps von Mike Shinoda etwa bei "Bleed It Out", der leider oft all zu schnell von den Tempoattacken in Benningtons Refrains überrollt wird. Dabei trudelt der Sound nie ins Anarchische, sondern bleibt stets eine kontrolliert Offensive in Richtung Mainstream.