Rolling Stones wieder in der Berliner Waldbühne
Berlin (dpa) - Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Besonders für echte Fans. So lange liegt das letzte Konzert der Rolling Stones in Deutschland zurück.
Die Ungeduld vor dem Kartenvorverkauf für das Berliner Konzert am Dienstagabend (10.6.) muss also gewaltig gewesen sein. Es dauerte auch nur acht Minuten - dann waren 22 000 Eintrittskarten weg. Und zahllose weitere Fans, die vor den Kassen seit Stunden warteten, unglücklich.
Für Berlin hat das Konzert neben der musikalischen auch eine (Rock)-historische Komponente. Im September 1965 kam es nach einem Stones-Konzert in der Waldbühne zu Gewaltausbrüchen. Anders als heute bestand das Publikum nicht vorwiegend aus gesetzten Menschen in der zweiten Lebenshälfte, sondern aus meist jugendlichen Rockfans.
Die wurden sauer, weil die Stones nur einen kurzen und wenig überzeugenden Auftritt ablieferten. Es kam anschließend zu einer stundenlangen Schlacht mit der Polizei. Die schwer beschädigte Waldbühne wurde jahrelang nicht mehr genutzt.
Inzwischen sind Mick Jagger und Keith Richards 70 Jahre alt. Jagger hat sieben Kinder von vier Frauen und vier Enkel und ist inzwischen nach der Geburt einer Urenkelin auch Urgroßvater.
Welttourneen der legendären britischen Band werden generalstabsmäßig organisiert. Alle paar Jahre begeben sich die Stones, die 2012 ihr 50-jähriges Bestehen feierten, auf Tour. Und jedes Mal denken sich die Fans: This could be the last time...
Die aktuelle 14-on-Fire-Tournee begann bereits im Februar in Asien. Im März nahm sich Mick Jaggers Freundin L'Wren Scott das Leben. Einige Konzerte wurden verschoben. Der Auftritt in Berlin und das zweite Deutschland-Konzert am 19. Juni in Düsseldorf waren nicht betroffen.
Gefreut hat das besonders den Chor Fabulous Fridays von der Berliner Universität der Künste (UdK). Mit 24 jungen Sängern steht der Chor am Dienstag neben den Stones auf der Bühne. Zumindest bei einem Lied, das laut Vertrag vorher in der Öffentlichkeit nicht verraten werden darf. Die Berliner Studenten singen das Einleitungs-Stück bei diesem Stones-Klassiker, teilweise mit dem dreigestrichenen c (c'''), einem sehr hohen und sängerisch besonders schwierigen Ton.
Der Chorleiter und Dirigent Michael Betzner-Brandt sieht dem Auftritt mit Respekt entgegen: „Bei unseren Chorkonzerten ist das Publikum normalerweise ruhig. Dass wir jetzt da in diesem Kessel singen, das wird wild.“
Seit Wochen probt er mit seinem Chor, der sich im Auswahlverfahren gegen viel Konkurrenz durchsetzte. „Ich habe mir im Internet andere Stones-Konzerte angesehen und da wird deutlich, wie schwer das für die jeweiligen Chöre ist und wie sie damit kämpfen, die Tonhöhe zu halten.“ Begeistert ist Betzner-Brandt trotzdem: „Für mich persönlich war die telefonische Zusage der größte anzunehmende Anruf.“