Roxette: Das Comeback des Jahres
Köln. Schon Stunden vor dem Konzert belagerten die Fans den Eingang des Kölner Tanzbrunnens. Aus allen Richtungen, teils sogar aus dem benachbarten Ausland, waren sie gekommen, um das Comeback des Jahres zu erleben.
Und sie alle wollten in die erste Reihe. Um möglichst hautnah dran zu sein an Marie Fredriksson und Per Gessle - an Roxette. Schließlich hatten viele der rund 12000 fast zehn Jahre auf diesen Moment gewartet - und ihn nach der lebensgefährlichen Erkrankung von Marie lange nicht mehr für möglich gehalten.
Um Punkt 20 Uhr, als das schwedische Pop-Duo am Donnerstagabend auf die Bühne trat, waren alle Ängste, alle Sorgen wie weggeblasen. Selbst das vorhergesagte Unwetter hatte sich nach ein paar Sturmböen und wenigen Regentropfen verflüchtigt. Pünktlich mit den ersten Takten von "Dressed For Success" lichtete sich der Himmel - die Party konnte beginnen. Von einer langen Bühnenabstinenz war nichts zu spüren. Nahtlos knüpften Roxette an ihre Form aus den 1980er- und 1990er-Jahren an. Daran änderten auch die paar Fältchen mehr im Gesicht von Front-Mann Per Gessle nichts. Mit seiner Halbakustik-Gitarre fegte er wie ein Irrwisch über die Bühne.
Trotz seiner 52 Jahre hat er nichts von seiner spitzbübischen Jungenhaftigkeit verloren. Im Mittelpunkt aber stand wie eh und je Marie Fredriksson. Im hautengen Lederkostüm war sie der ruhende und konstante Pol einer grandiosen, aber unaufgeregten Show, die ohne jeden Schnickschnack Pop vom Allerfeinsten bot. Ob bei den großen Hits von einst wie "How Do You Do", "Joyride" , "The Look" und dem "Pretty Woman"-Kult-Hit "It Must Have Been Love" oder beim aktuellen "She's Got Nothing On (But The Radio)" - die Frau mit der wasserstoffblonden Kurzhaarfrisur überzeugte auf ganzer Linie.
Das hatte zu Beginn der Welttournee Anfang des Jahres noch nicht so ausgesehen. Damals verpasste sie ganze Textpassagen und wirkte eher hilflos und unsicher. Doch Marie Fredriksson steigerte sich von Auftritt zu Auftritt - und macht heute alle Strapazen der Vergangenheit vergessen. Der Spaß, wieder im Rampenlicht zu stehen, vor sich die tobenden Fans und hinter sich einen starken Bühnenpartner wie Per Gessle zu wissen, stehen ihr während des 105-minütigen Auftritts jede einzelne Sekunde ins Gesicht geschrieben.
Ach ja: Neben Marie und Per spielte sich am Donnerstag ein Dritter in die Herzen der Besucher: Leadgitarrist Christoffer Lundquist begeisterte nicht nur durch seine krachenden Riffs, sondern stimmte mittendrin "Viva Colonia" an - und sorgte somit für Völkerverständigung: Selbst die Düsseldorfer Fans im Tanzbrunnen konnten nicht anders, als voller Inbrunst mitzusingen.