Skandal in Bayreuth: Bassbariton Evgeny Nikitin sagt Auftritt wegen Tattoowierungen ab

Bassbariton Evgeny Nikitin gibt wegen Tatoos mit Nazi-Bezug die Partie im „Holländer“ ab.

Bayreuth. Eine unspektakuläre Saison schien auf dem Grünen Hügel in Bayreuth bevorzustehen. Doch wenige Tage vor Beginn der Bayreuther Festspiele ist der Eklat da: Wegen Tätowierungen mit nationalsozialistischen Zeichen hat der russische Sänger Evgeny Nikitin (38) die Titelrolle in der Oper „Der Fliegende Holländer“ zurückgegeben. Bei der Festspieleröffnung am Mittwoch soll nun der Bassbariton Samuel Youn, Mitglied im Ensemble der Kölner Oper, die Rolle des Holländers übernehmen.

Nikitin spielte früher in einer Metal-Band, aus dieser Zeit stammen auch die Tattoos. „Mir war die Tragweite der Irritationen und Verletzungen nicht bewusst, die diese Zeichen besonders in Bayreuth und im Kontext der Festspielgeschichte auslösen“, teilte der Russe am Samstag nach einem halbstündigen Gespräch mit der Festspielleitung mit. Kurz darauf verließ er die Stadt.

Filmaufnahmen, die die ZDF-Kultursendung „Aspekte“ am Freitag gezeigt hatte, machten die Festspielleitung auf die heiklen Tätowierungen aufmerksam. Szenen, die seit 2008 auf dem Filmportal You Tube zu sehen sind, zeigen Nikitin in früheren Jahren mit kahlrasiertem Kopf am Schlagzeug. Das Tattoo oben auf der Brust ist klar als Hakenkreuz zu erkennen, obwohl mittlerweile ein anderes farbintensives Motiv darüber gestochen wurde. Nikitin trägt zudem Runen, die in der NS-Ideologie eine Rolle spielten. Der Mann aus Murmansk sagt jedoch, dass die Tatoos keine politische, sondern lediglich spirituelle Bedeutung für ihn hätten.

Ersatzsänger Youn war nach Festspielangaben ohnehin als Zweitbesetzung vorgesehen. Er sang die Partie bereits mehrfach, zuletzt im Mai in Köln. In Bayreuth hatte er bislang kleinere Rollen. „Er hat in der Generalprobe überzeugt“, sagte Festspielsprecher Peter Emmerich gestern.