Söhne Mannheims: Mit Risiken und Nebenwirkungen
Neue Ära für die Söhne Mannheims: Sie präsentieren ihr erstes Album ohne Superstar Xavier Naidoo.
Mannheim. Es ist ein Experiment mit offenem Ausgang: Die Söhne Mannheims ohne ihren Star — ohne Xavier Naidoo, für viele Stimme und Gesicht der Band. Schon seit einer Weile gehen sie getrennte Wege, der Soulsänger widmet sich eigenen Projekten und die Söhne haben lange an ihrer ersten Platte ohne ihn gefeilt. Vor der Veröffentlichung kam eine Phase der Neuorientierung. Am Freitag erscheint „Elyzion“ — und das Album funktioniert: Die mittlerweile 13 Musiker zeigen, dass sie es auch ohne Xavier können. Dieser Befreiungsschlag ist ihre große Chance, nicht mehr nur „Er und der Rest“ zu sein.
Das Album überzeugt mit einer Mischung aus deutschen und englischen Texten, aus weich und hart, tiefsinnig und erfrischend unprätentiös. Gleich beim ersten Hören bleiben „Back To You“ und „Keep Moving On“ im Ohr. Dass sie nicht nur Schmusesänger sind, zeigen die Söhne mit „Großstadt“ und dem tanzbaren „Vorspuln Durchdrehn“. Auffällig: Soul spielt diesmal eine deutlich geringere Rolle.
„Das Album fühlt sich ein bisschen an wie ein kleines Debüt“, sagt Sänger Michael Klimas. Nicht nur musikalisch ist es ein Neuanfang, auch die Rangordnung ändert sich ohne den früheren Leitwolf. Eigentlich soll es einen solchen nicht mehr geben, vor allem soll nicht wieder nur einer im Vordergrund stehen. „Wir haben das alles sehr schön verteilt und versuchen, den Blick auf alle Sänger zu lenken“, sagt Dominic Sanz, einer der Neuzugänge der Band. Eine dominantere Rolle spielt jedenfalls Tino Oac, der alle Songs mitsingt und viele mitkomponiert hat.
Ganz Naidoo-frei ist das Album nicht: Einige Songs stammen noch aus seiner Feder. Zu hören ist er nur auf dem Bonus-Track der Deluxe-Edition. Stimmlich reicht keiner der Söhne an ihn heran — das heißt aber auch, dass niemand die anderen in den Schatten stellt. „Der größte Name ist und bleibt Söhne Mannheims — das drohte zu kippen“, sagt Sänger Henning Wehland.