Spätstart beim „Betreuten Rocken“ mit Udo Lindenberg

Düsseldorf (dpa) - Verspätet, aber spektakulär: Panikrocker Udo Lindenberg hat am Samstagabend in Düsseldorf die erste Stadion-Tournee seiner langen Musikkarriere gestartet.

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Während sich ein riesiger Dampfer aus einem tosenden Meer heraus auf die Bühne schob, schwebte der 68-jährige Deutschrocker in einer Stahlgondel über die Fans hinweg auf die Bühne.

In der mit rund 45 000 Zuschauern ausverkauften Düsseldorfer Esprit Arena hatte der „Rockliner“ angelegt. Mit dabei waren das Panikorchester sowie eine riesige Crew aus Tänzern und Musikern, um bei hochsommerlichen Temperaturen ein rund dreistündiges Rockspektakel zu feiern.

Bis es soweit war, mussten sich die Fans in Geduld üben. Denn die Show startete gegen 21.00 Uhr, drei Stunden später als auf den Tickets angegeben. „Tut mir ja echt leid, ich würde meine Fans nie warten lassen“, ließ Lindenberg später via Facebook wissen. Er habe die Ansage gehabt, die Show starte um 21.00 Uhr. Der Musiker dankte den Zuschauern für ihre Geduld - „mille Grazie für den geilen Abend“.

Frustrierte und begeisterte Besucher kommentierten den Abend: „Geile Show leider schlechte Stimmung. Schade.“ Oder: „Konzert war gut, Warterei bis Konzertbeginn katastrophal“. Ein anderer Kommentar lautete: „Was hätten die Nörgler in Woodstock gemacht?“

„Es ist ein panikhistorisches Wochenende“, sagte Lindenberg zum Start der Show. Mit der Stadiontour ist für den in Gronau geborenen Musiker ein „westfälisch-amerikanischer Traum“ in Erfüllung gegangen, der die Erfolgswelle seit seinem Comeback mit dem Album „Stark wie Zwei“ krönt.

Das Konzert war eine Reise durch die lange Musikkarriere Lindenbergs, der an die Anfänge seines beruflichen Weges zurückkehrte: Denn als Page, Tellerwäscher und Liftboy hatte er 1962 im Düsseldorfer Hotel Breidenbacher Hof angefangen.

Seine ersten großen Erfolge von früher sind auch heute noch präsent. Begeistert sangen die Fans bei „Alles klar auf der Andrea Doria“ oder „Cello“ mit, das Lindenberg gemeinsam mit Popsänger Clueso vortrug. Auch Peter Maffay, Max Herre, Helge Schneider und Otto Waalkes waren mit von der Partie.

Musikalisch bestimmt war der Auftritt vom vollen Sound seines Panikorchesters — und natürlich dem gewohnt schnoddrigen Gesang Lindenbergs. Der Rocker zeigte, dass trotz gehobenen Rockeralters noch jede Menge Energie in ihm steckt. Nahezu unermüdlich tanzte und rannte er schwitzend mit schwarzer Sonnenbrille und Hut über die Bühne. Zwischenzeitlich ölte er sich mit Eierlikör seine Stimmbänder, gönnte sich eine Zigarre oder holte sich von seinen knapp bekleideten Tänzerinnen Küsse ein. Wiederholt nahm er sein Alter auf die Schippe, etwa, als er sich zu seinem Song „Der Greis ist heiß“ mit Otto Waalkes und einer Truppe Senioren im Rollstuhl über die Bühne schieben ließ.

„Betreutes Rocken“ nannte Lindenberg sein Konzert, das mit vielen spektakulären Einlagen aufwartete. Zum Song „Gerhard Gösebrecht“ ließ er ein Ufo mit Aliens von der Stadiondecke auf die Bühne herunterschweben, zur „Klavierlehrerin“ spielte ein Matrose an einem aufblasbaren Riesenklavier. Am Ende der Show gab es Feuerfontänen.

Lindenberg zeigte sich auch als politischer Künstler. Mit Max Herre propagierte er eine „Bunte Republik Deutschland“, mit Peter Maffay rockte er gegen Rechtsextremismus. Mit seiner Stadion-Tournee gastiert er nach dem Ausflug in den „wilden Westen“ auch im „wilden Osten“: Am 13. und 14. Juni stehen zwei Auftritte in Leipzig an.