Superstar Whitney Houston mit 48 gestorben
Los Angeles (dpa) - Whitney Houston war Gänsehaut. Wenn sie sang, ins Mikrofon seufzte oder einfach nur die Liedzeilen hauchte, konnten ganze Stadien in Stille erstarren. Wenn sie losrockte, ob mit Pop-, Blues- oder Gospelsongs, konnten ganze Hallen zum Kochen gebracht werden.
Und wenn sie mit ihren großen Augen von der Leinwand blickte, konnten Millionen Kinozuschauer ins Träumen geraten. Whitney Houston war ein Superstar, die Queen of Pop, eine Legende. Mit nur 48 Jahren ist sie jetzt gestorben.
Obwohl Houston in den letzten zehn Jahren mehr mit Alkohol und Drogen als mit Musik und Filmen, mehr mit Entziehungskuren und Aussetzern als mit Hits und Balladen Schlagzeilen gemacht hatte, war die Nachricht ein Schock. Augenzeugen beschrieben, dass die Künstlerin noch Tage zuvor munter und fröhlich mit ihrer Tochter im Hotelpool gebadet habe. Und nur Stunden vorher war noch über ein baldiges Comeback spekuliert worden.
Am Samstagabend sollte sie auf der glanzvollen Party erscheinen, die ihr Entdecker Clive Davis immer am Vorabend der Grammy-Verleihung inszeniert. Doch als die schwarzen Limousinen vorfuhren, standen da schon die Autos der Ermittler. Diese untersuchten die Leiche des Superstars, während ein paar Stockwerke weiter unten gefeiert wurde. Und als vor dem Hotel die ersten fassungslosen Fans eintreffen und leise die Lieder der toten Popdiva summen, knattern über ihnen die Hubschrauber der Fernsehsender.
Musik-Kollegen äußerten sich entsetzt über den plötzlichen Tod: „Ruhe in Frieden, Whitney“, twitterte Rapper Sean „Diddy“ Combs und Popsänger Justin Bieber schrieb über den Kurznachrichtendienst, er bete für Freunde und Familie der 48-Jährigen. „Wir haben eine weitere Legende verloren“, twitterte Christina Aguilera. „Keine Worte! Nur Tränen“, hieß es von R&B-Sängerin Rihanna. Und Bobby Brown - Houstons Ex-Mann - erklärte bei seinem Konzert in Southaven: „Zuerst möchte ich Euch allen sagen, dass ich euch alle liebe. Zweitens möchte ich sage: Ich liebe Dich Whitney. Das Schwierigste für mich, ist diese Bühne zu betreten.“
Bei niemandem passte wohl die Formulierung besser, dass ihr die Musik in die Wiege gelegt wurde, als sie am 9. August 1963 in Newark bei New York geboren wurde. Houstons Mutter sang im Hintergrundchor von Elvis Presley, ihre Cousinen Dionne und Dee Dee Warwick wurden Soul-Stars. Und ihre Patentante ist eine gewisse Aretha Franklin. Schon mit 14 hatte die kleine Whitney eine erste Plattenaufnahme und sang später mit ihrer Mutter in Nachtclubs. Und sie arbeitete auch als Fotomodel und schaffte es auf Titelseiten, als schwarze Models noch eine bestaunte Kuriosität waren.
Ihr Debütalbum, das schlicht ihren Namen trug, schlug schon ein wie eine Bombe. Gleich drei Songs wurden Nummer-Eins-Hits und auch die Platte selbst kletterte an die Spitze der Charts. Das zweite Album, mit dem ebenso einfachen Titel „Whitney“, enthielt Chartstürmer wie „I Wanna Dance With Somebody“ oder die Ballade „Where Do Broken Hearts Go“. Wem das nicht Gänsehaut genug war, bekam sie bei „One Moment in Time“, dem offiziellen Lied der Olympischen Spiele 1988.
In den neunziger Jahren war Houston auch als Schauspielerin erfolgreich. Unvergessen ist die zierliche Sängerin in den Armen von Kevin Costner in „The Bodyguard“. Mit dem Song „I Will Always Love You“, der sich in den USA 14 Wochen auf Platz eins hielt, schenkte sie nicht nur einer ganzen Generation ihre romantische Hymne. Das Lied wurde auch zum Schrecken von Karaokeabenden, weil der Song eben nicht einfach zu singen ist. Da braucht man schon eine Ausnahmestimme. Eine Ausnahmestimme, mit der man sogar die US-Nationalhymne, wie 1991 beim Super Bowl, so singen kann, dass sie sofort danach zum ersten und einzigen Mal zum Charthit wird.
Doch Whitney Houston hatte bald Probleme. Alkohol, Rauschgift - und Bobby Brown. 1992, auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes, heiratete sie den R&B-Sänger und beide haben ein Kind, die nun 18-jährige Bobbi Kristina. Doch die Ehe war nicht selten ein Skandal: Brown galt als schlechter Einfluss, nach 15 Jahren reichte die Sängerin die Scheidung ein. Doch die Drogen bereiteten ihr weiter Probleme.
Dabei war ihr immer wieder ein Comeback gelungen. „My Love Is Your Love“ wurde 1998 ebenso zum Erfolg wie vier Jahre später „Just Whitney...“. Und mit „I Look to You“ gelang ihr im August 2009 sogar wieder ein Nummer-Eins-Album. Frisch und selbstbewusst lächelt sie vom Cover. Doch trotz des Erfolgs bekam sie ihr Leben nicht in den Griff. Im Mai ging sie erneut in eine Entzugsklinik. „Der größte Teufel für mich bin ich selbst“, hatte sie vor fast zehn Jahren gesagt. „Ich bin mein bester Freund oder mein schlimmster Feind.“
Trotz der Vorgeschichte war es für viele ein Schock, als die Todesnachricht kam. Vor dem Hotel erinnerte die Szene an den Tod Michael Jacksons vor fast drei Jahren, nur ein paar Meilen entfernt in Los Angeles. Rosen wurden für die Diva mit der Gänsehautstimme abgelegt und überall war die Liebesbotschaft nach ihrem vielleicht größten Song zu hören: „Whitney, we will allways love you!“.