Superstars singen am Eckernförder Südstrand

Eckernförde (dpa) - „O Gott“ - ob die ältere Frau, die am Festivalgelände am Eckernförder Südstrand vorbeikommt, das nun positiv oder negativ meint, wird nicht ganz klar.

Klar ist: Weit mehr als 12 000 meist junge bis sehr junge Menschen sind am Samstag in die kleine schleswig-holsteinische Ostseestadt gekommen, um das bislang einzige „Superstar Open Air“ zu erleben. Teilnehmer vergangener und aktueller Staffeln der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ treten auf. Manch einer war bereits in Vergessenheit geraten, aber auch ein Staffelsieger, dessen Bekanntheit mehr als einen Sommer überdauert hat, ist dabei: Mark Medlock.

Sehr viel Rosa und Pink ist zu sehen. Grundschülerinnen, die beim Anblick des „Checkers“, einem inzwischen 18-jährigen Teilnehmer der Staffel von 2010, in ohrenbetäubendes Gekreische ausbrechen. Eine zufällige Handbewegung wird als Winken gedeutet - kreisch! Menderes, ein durch hartnäckiges Versagen aufgefallener Teilnehmer fast aller Staffeln, wird ebenfalls von hysterischen Rufen begleitet.

Etwas ältere Zuschauer scheinen aber vor allem auf einen zu warten, der sie auch warten lässt: Dieter Bohlen, der als Moderator angekündigt war und fast drei Stunden nach Beginn des Spektakels immer noch nicht da ist. „Das ist ja 'ne Verarschung“, sagt eine weißhaarige Frau, die bei den Liedern von Mehrzad Marashi (Staffelsieger 2010) fröhlich mitwippt.

18.55 Uhr ist es dann so weit: Der Pop-Titan gibt sich die Ehre, fordert mehr Enthusiasmus bei seiner Begrüßung. Anders als bei „DSDS“ eher milde gestimmt, kündigt er seinen besonderen Schützling Mark Medlock an. „Wir waren, wir sind Brüder!“ Das norddeutsche Publikum fordert er auf: „Macht mal wie die Seehunde alle die Flossen hoch!“ Brav kommen Kinder, Eltern und Großeltern dem Wunsch nach. Medlock, der gerade verkündete, 2013 mit der Musik aufzuhören, erklärt den Fans: „Ich brauch mal 'ne Pause. Ich bin ja net weg.“

Dass die RTL-Sendung inzwischen kriselt, zuletzt Quote verloren hat, spielt am Eckernförder Strand keine Rolle. Das Konzert ist ein wahres Familienevent: Papa trinkt Bier, Mama bräunt sich in der Sonne, kleine Jungen buddeln lieber im Sand, als dem „Checker“ zuzuwinken.

Ein Seitenhieb gegen die am Abend ruhiger werdende Stimmung und gegen Mark Medlock kommt dann doch noch von Bohlen. Es gebe doch „keinen prädestinierteren Sommerhitsänger“ als Medlock, der an diesem Abend eher ruhige, jazzige Lieder präsentiert. „Muss ja jeder selber überlegen, wie er sich beim Publikum unbeliebt macht.“ Die Zuschauer scheinen kurz zu stutzen - meckert Bohlen da etwa über seinen „Bruder“ Medlock?

Aber da kommt schon Sarah Engels aus Staffel Acht, von Bohlen als „jung, frisch, sexy, geil“ angekündigt, als deutsche Leona Lewis. Leider blieb es bislang auch beim Erfolg einer deutschen und nicht der echten Leona Lewis. Und so glänzt der Abend weniger mit Star Appeal als mit Kindergeburtstags-Stimmung, die auch Erwachsene packt.