„The 1971 Fillmore East Recordings“ von den Allman Brothers
Berlin (dpa) - „The finest contemporary music“, so kündigt Hausherr Bill Graham persönlich die Band nach einer kurzen Lobeshymne an. Das war vor mehr als 40 Jahren.
Der legendäre Rock-Impresario betrieb damals in New York noch das Fillmore East, wo wohl wenige Bands häufiger auftraten als die Allman Brothers. Das im März 1971 aufgenommene dritte Album, „At Fillmore East“, brachte der Band aus Georgia den kommerziellen Durchbruch, es erreichte schnell Gold- und später Platin-Status und rangiert in den Listen der besten Live-Platten stets weit oben.
Ursprünglich als Doppelalbum veröffentlicht, erschienen wiederholt erweiterte Expanded- oder Deluxe-Versionen des Albums, angereichert mit weiteren Schnipseln der Konzerte. Nun liefert „The 1971 Fillmore East Recordings“ - zusammen mit einem 40-seitigen bebilderten Booklet - auf insgesamt sechs CDs jeweils die beiden Shows vom 12. und 13. März 1971 und zusätzlich das Konzert vom 27. Juni, als die Allman Brothers die Konzertreihe zur Schließung des Fillmore East abschlossen.
Aber wer braucht die kompletten Aufnahmen - abgesehen von den Fans, die wirklich jedes Gitarrenlick von Duane Allman und Dickey Betts verschlingen? Schließlich hatte die Band, die damals gerade zwei Alben aufgenommen hatte, noch kein großes Repertoire. Die fünf Konzerte haben weitgehend identische Setlists und starten jedes Mal mit dem „Statesboro Blues“. Dennoch, die Aufnahmen sind ein klassisches Zeitdokument der Band beim Durchbruch, noch im kurzlebigen klassischen Lineup, das wenig später mit dem Tod von Duane Allman und dann von Bassist Barry Oakley Geschichte war.
Die Fillmore Recordings sind ein dichtes Porträt der Band, die nicht nur für ihre typische Mischung aus Rock, Blues, Soul und Jazz berühmt war, sondern gerade auch für ihre Medleys und Jams mit ausufernden Improvisationen. Der Klassiker „In Memory of Elizabeth Reed“, insgesamt vier Mal vertreten, entwickelt in jeder Version ein ausgedehntes Eigenleben, was auch an verschiedenen Gastmusikern liegt.
Zeitgenössisch, wie damals von Bill Graham beschrieben, ist der Sound natürlich schon längst nicht mehr. Der epische Teppich der beiden Schlagzeuge mit dem pausenlos treibenden Bass, die soulige Orgel und die beiden Gitarren klingen heute wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Vorzeit. Letztlich zählt nicht die perfekte Darbietung, sondern die Jagd nach der Magie des Augenblicks. Die führt zwar nicht immer zum Erfolg, doch etliche magische Momente findet man durchaus auf den Aufnahmen.