Melancholie schwingt mit The Cure in Hamburg - Konzerthalle bebt

Hamburg (dpa) - „Hiding the tears in my eyes“ („Die Tränen in meinen Augen verbergend“) schmettert Robert Smith ins Mikro. Bis zu den Hüften steht der 57-Jährige mit toupierter Mähne und schwarzer Kluft im Bühnennebel.

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Dann folgt die Zeile, die wahrscheinlich jeder, der rund 12 000 Besucher der Hamburger Barclaycard Arena am Montagabend kennt: „Because boys don't cry“ („Weil Jungs nicht weinen“). Bunte Scheinwerfer zucken durch die Halle. Und dann springen die Gäste auch in den obersten Rängen auf und ab. Die Vibration ist an den Fußsohlen spürbar. Es riecht nach Bier und ein wenig auch nach Nostalgie.

Robert Smith ist Sänger und Gitarrist der britischen Rockband The Cure, die mit Hits wie „Lovecats“ oder „Why Can't I Be You“ schon in den 80er Jahren Erfolge feierte. An Montagabend hat die aktuell fünfköpfige Gruppe um den Band-Gründer Smith ihre Deutschlandtour in Hamburg gestartet. Zwar ist das Konzert - nicht etwa wie in Leipzig oder Berlin - bis auf die letzten Plätze ausverkauft, doch die Begeisterung ist auch hier offenkundig. „Die Band ist legendär“, sagt Mirko Herder (32), der das Konzert im schwarzen Ledermantel und mit silberner Kreuzkette um den Hals besucht.

Für Carola Schröder (51), die mit ihrem Mann Andreas(42) an diesem Abend in die Barclaycard Arena geht, bedeutet The Cure „ein Stück Jugend“. Was gleich mehrere Besucher an der Band schätzen, ist die starke Melancholie - vor allem in den frühen Songs. Tatsächlich sorgt mit „Charlotte Sometimes“ gleich eines der ersten Lieder für andächtige Blicke. Als Smith leidvoll „Charlotte sometimes dreams a wall around herself“ („Charlotte träumt manchmal eine Mauer um sich herum“) haucht, ist die Bühne in eisig-blaues Scheinwerferlicht gehüllt.

An diesem Abend spielt The Cure ganze drei Stunden - für die Band aus dem südenglischen Crawley ein nicht ungewöhnliches Pensum. Aber auch das Publikum zeigt sich bis zur letzten Zugabe nicht erschöpft. „Lullaby“, „The Lovecats“ und „Friday I'm In Love“ begeistern jeden Besucher. Der Bassist Simon Gallup (56) stürmt in Bluejeans und mit rotem Halstuch wild umher. Der Sänger Smith bleibt unterdessen seiner eher ruhigen Bühnenperformance treu. Mit der Gitarre um den Nacken geschlungen verharrt er meist mit einer Hand am Mikro.

So mancher Besucher meint, dass es womöglich eine der letzten Gelegenheiten sei, The Cure auf der Bühne zu erleben. Das sagt auch Hilke Jantzen (47), die mit ihrer Nichte Friederike (25) das Konzert besucht. Die letzte größere Europatour sei schließlich schon eine Weile her. Und angesichts der 2016 gestorbenen Sänger David Bowie und Prince sei die Sorge schon da. Für Dani (41) und Mic (45) aus Elmshorn ist genau das ein Grund, ihre Lieblingssongs, die „alten Kracher“, an diesem Abend noch einmal ganz bewusst zu genießen.