The Kooks präsentieren sich runderneuert
Stuttgart (dpa) - Drei Jahre hat sie gedauert, die Runderneuerung. Und es hat sich gelohnt, sich die Zeit dafür zu nehmen, findet Luke Pritchard.
Wenn der Frontmann der britischen Band The Kooks über die neue Platte „Listen“ spricht, dann spricht er von Neuerfindung und Zerstörung. Die Indie-Rock-Band, „das sind nicht wirklich wir“, sagt Pritchard. Jetzt sind die Kooks Funk, Soul, Jazz - und immer noch ein bisschen die Alten.
„Man hat uns gelassen, kreativ zu sein und herum zu experimentieren mit dem Sound“, sagt Pritchard. Daraus entstanden ist ein Album mit Weltmusik-Charakter, das fröhlich-leicht und vor allem tanzbar ist. Stilbrüche zwischen den Songs fängt die Stimme des 29-Jährigen auf. Sie zieht sich wie ein roter Faden stets wiedererkennbar durch die Tracks. Auch dadurch überfrachtet der Wechsel an Stimmungen und Richtungen nicht.
„Around Town“ eröffnet die Platte - nicht ganz unbegründet, wie der Sänger und Songwriter der vierköpfigen Band erklärt. „Around Town“ war so mit der erste Song, den ich schrieb. Das war der Moment, in dem ich realisiert habe, in welche Richtung wir gehen.“ Die Stimmen des Chors flimmern hinter dem akzentuierten Bass und dem perkussiven Schlagzeug. Die Gitarre setzt keine rockigen, vielmehr funkig-fetzige Akzente.
Mit dem Album wollten sich die Kooks nicht nur musikalisch erweitern, sie haben auch im Studio anders gearbeitet als bei vergangenen Produktionen des 2011er Albums „Junk Of The Heart“, „Konk“ (2008) oder ihrem Debüt „Inside In/Inside Out“ (2006). Dafür holten sie sich Unterstützung eines Hip-Hop-Produzenten. Der hinterließ klar erkennbare Spuren zwar nur bei der Single-Auskopplung „Down“. Die Hip-Hop-Mentalität aber habe sich auf das ganze Arbeiten übertragen: „Nahezu das ganze Album ist improvisiert“, sagt Pritchard. „Vermutlich habe ich nie dieselbe Zeile zweimal eingesungen oder denselben Text. Das ist, was dem Album sein befreites, spontanes Gefühl gibt.“
„Es ist viel komplexer, viel eingänglicher, viel psychedelischer“, sagt der Sänger. Es sei schon die Intention der Band gewesen, aus der alten Kiste auszubrechen. „Aber nicht, weil wir gehasst haben, was wir vorher gemacht haben. Wir haben auch an unseren Wurzeln festgehalten.“ Die werden am stärksten in „Forgive And Forget“ oder „Westside“ hörbar. Kontraste dagegen setzen „Are We Electric“ und „Dreams“.
Besonders wichtig sei Pritchard „See Me Now“: In dem Song richtet sich der 29-Jährige an seinen Vater. Der starb, als Pritchard drei Jahre alt war. Das Lied bedient jede Erwartung an eine Ballade, Traurigkeit soll es keinesfalls verbreiten. „Der Song ist mächtig, aufbauend, es ist kein bedrückender Song. Es ist einfach ein Brief an meinen Dad, der einfach „Hi“ sagt.“
Zu den Schlussakkorden des Albums lässt sich Pritchard bei „Sweet Emotion“ noch zu einer jazzig anmutenden Improvisation hinreißen - das hätte er vermutlich selbst bis vor kurzem nicht erwartet. Jazz war etwas, „das ich immer irgendwie gehasst habe“, schrieb Pritchard 2011 in einem Artikel in der Huffington Post. Nach drei Jahren aber kommen nun die verschiedenen Einflüsse durch und hinterlassen einen breiten Sound. Er ist viel breiter, als man ihn gewohnt war bei den Kooks, die als Indie-Band zwar stimmig, aber noch nie so mutig waren.
Tourdaten: 02.02.2015 Offenbach - Stadthalle, 03.02.2015 München - Tonhalle, 05.02.2015 Dresden - Alter Schlachthof, 06.02.2015 Hamburg - Sporthalle, 07.02.2015 Berlin - Columbiahalle, 12.02.2015 Bielefeld - Ringlokschuppen, 18.02.2015 Köln - Palladium