Tony Bennett im Duett mit Lady Gaga und Winehouse
New York (dpa) - Weil Tony Bennett seit 60 Jahren zu den populärsten Jazzsängern und Entertainern der USA gehört, kann ihm kaum jemand eine Bitte abschlagen.
Auf dem neuen Album „Duets II“ sind unter anderem Stars wie Lady Gaga, Natalie Cole, Queen Latifah, Aretha Franklin, Norah Jones, John Mayer und Andrea Bocelli mit ihm zu hören. Die Aufnahme mit Amy Winehouse „Body and Soul“ im März sollte ihre letzte werden: Die erst 27 Jahre alte britische Sängerin starb im Juli.
Das Album ist die zweite Folge zu „Tony Bennett Duets: An American Classic“, das 2006 erschien und drei Grammys gewann. Der 85-jährige, vielfach ausgezeichnete Musiker berichtete im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in New York von der Entstehung des Albums.
Warum haben Sie sich erneut dafür entschieden, ein Album mit Duetten zu veröffentlichen?
Tony Bennett: „Na ja, es verkauft sich einfach gut. Es ist etwas ganz Besonderes und ich brauche das Geld“ (lacht).
Gibt es einen Lieblingssong auf dem Album?
Bennett: „Ich mag den sehr, den ich mit Aretha Franklin gesungen habe "How Do You Keep The Music Playing". Das Lied ist so gut geschrieben, Text und Musik bilden eine perfekte Einheit. Und es singt sich einfach toll.“
Wie waren die Aufnahmen mit Amy Winehouse nur wenige Monate vor ihrem Tod?
Bennett: „Als Amy Winehouse auftauchte, hat sie alles richtig gemacht. Sie war so gut wie Ella Fitzgerald oder Billie Holiday - mit der gleichen Kreativität, der Intonation und dem Instinkt. Ich war sehr beeindruckt. Sie war besser als alle anderen. Das spürt man auch bei unserer Aufnahme: "Body and Soul" ist eine Art Nationalhymne für alle Jazzsänger, das ist der Lieblingssong von allen. Deshalb habe ich es für sie ausgewählt. Sie hat es wundervoll gesungen und es war ihre letzte Aufnahme. Es ist so traurig, dass sie kurz darauf starb, ich hätte gerne ein ganzes Album mit ihr gemacht.“
Welche Qualität müssen die Gesangspartner haben, mit denen Sie vor das Mikrofon treten?
Bennett: „Sie müssen einen Kontrast zu meiner Stimme bilden. Damit die Zuhörer wissen, ob ich singe oder der andere Künstler. Damit sie hören, ob es eine Dame ist oder ein Mann mit einem anderen Klang. Die ganze Idee beruht auf Kontrast.“
Es heißt, Sie mussten für die Aufnahmen mehrmals den Atlantik überqueren?
Bennett: „Ich hatte so etwas noch nie gemacht: Es war eine sehr internationale Angelegenheit. Wir flogen zu Andrea Bocelli nach Siena, mit Amy Winehouse waren wir in den Abbey Road Studios in London, mit Carrie Underwood trafen wir uns in Nashville und in Los Angeles mit Queen Latifah und k.d. Lang. Und Lady Gaga war natürlich in New York.“
Sie haben eine ganz besondere Beziehung zu Lady Gaga, warum?
Bennett: „Sie ist sehr originell und höchst intelligent. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so schnell so viel denkt. Und gleichzeitig so gut ist. Als wir zusammen "The Lady Is A Tramp" aufgenommen haben, hatte sie einen wunderschönes Abendkleid an. Am nächsten Tag erschien sie im Fernsehen bei einer Talkshow in einem karierten Kleid mit karierter Sonnenbrille. Und zur MTV-Gala war sie als Mann angezogen. Sie ist sehr kreativ, das ist wundervoll und spektakulär. Lady Gaga kann innerhalb eines Tages zu jemandem anderen werden.“
Gibt es Künstler, mit denen Sie noch gerne auftreten würden?
Bennett: „Ich hätte sehr gerne mal mit Louis Armstrong gesungen. Ich hatte nie die Chance dazu. Er wäre mein Lieblings-Star gewesen, denn er hat den echten amerikanischen Stil erfunden: den Swing, den Scat-Gesang, das Improvisieren.“
Stehen sie nach 60 Jahren immer noch gerne auf der Bühne?
Bennett: „Man ist immer nur so gut wie die nächste Show. Ich möchte, dass das Publikum sich gut fühlt. Wenn die Zuschauer gehen, sollen sie sagen: Das habe ich wirklich sehr genossen. Das mache ich lieber als alles andere auf der Welt. Ich mag es, live zu arbeiten. Und ich mache es so, dass es nie langweilig wird“.
Interview: Carla S. Reissman, dpa