Travis spielt Gitarren-Pop: Da hast du was Solides!
Nach langer Kreativ-Pause ist die schottische Popgruppe Travis wieder da. Ihr neues Album klingt ein bisschen nach Bausparvertrag: durchaus zukunfts- und ausbaufähig, aber leicht uncool.
Davon träumen die meisten Popstars! Einfach mal aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwinden, damit man wieder unbehelligt einkaufen oder ins Kino gehen kann. Ist es dann aber soweit, dass die einstigen Idole auf der Straße nicht mehr erkannt werden, trinken sie sich drei Tage lang das Hirn matschig und lassen sich danach in die Betty-Ford-Klinik einweisen. So funktioniert die Schizophrenie des Ruhms.
Natürlich wäre es jetzt widersprüchlich zu spekulieren, wem ein unbemerkter Abgang von den Titelseiten jemals geglückt ist. Denn würde man spontan auf deren Namen kommen, hätten sie’s ja gar nicht geschafft, sich klammheimlich aus dem Staub zu machen. Man merkt es erst, wenn sie plötzlich wieder da sind, weil sie’s noch mal wissen wollen. So wie Travis.
Mal ehrlich: Hat irgendeiner bemerkt, dass die weg waren? Dabei sind sie so was wie die ersten amtlichen Stars des neuen Jahrtausends gewesen. Ihre Platte "The Man Who" - ein Millionenerfolg. Und ihr Stil, die unaufdringlich dahinplätschernde Pop-Ballade inklusive unwiderstehlicher Melodie, brachte die Romantik zurück auf den Plan.
Man könnte sogar behaupten, dass es ohne Travis Bands wie Athlete und Keane, ja sogar Coldplay gar nicht gegeben hätte. Zumindest hätten sie es schwerer gehabt. Aber so konnten Chris Martin und all die anderen Seicht-Avantgardisten bequem im Kielwasser der Schotten um Fran Healy ihren weltweiten Erfolgen entgegenschippern.
Travis dagegen hielten sich bescheiden zurück. Was zählte war die Musik, die Typen, die sie machten, waren zweitrangig. Als mit dem ersten Erfolg dann doch nicht nur die Musik, sondern auch die Urheber ins Zentrum des Interesses rückten, zog sich das Quartett zurück und antwortete auf den Medienrummel 2001 mit dem Album "The Invisible Band" (die unsichtbare Band), als wollten sie sagen: "Begreift’s endlich, wir sind Musiker, keine Klatschspaltenfüller!"
Rückblickend könnte man sagen, das haben sie geschickt eingefädelt. Denn nachdem seit 2003 der Erfolg abnahm, kümmerte sich tatsächlich niemand mehr um die Jungs aus Glasgow. Denen war’s nur Recht. Sie gründeten Familien und legten ihre Millionen in Häusern an.