„Vertrautes Terrain“: a-ha frischen Dreier-Bund auf

Berlin (dpa) - 1985 bis 2015: Im Pop-Geschäft ist das eine gefühlte Ewigkeit. Nur wenige Bands schaffen es, 30 Jahre lang in der ersten Liga mitzumischen. Die drei Norweger von a-ha gehören dazu.

„Vertrautes Terrain“: a-ha frischen Dreier-Bund auf
Foto: dpa

Dabei hatten Morten Harket (55), Magne Furuholmen (52) und Pål Waaktaar-Savoy (53) dem Musikzirkus eigentlich schon Lebewohl gesagt. Jetzt geht es doch weiter. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur betonen die Musiker, einen Neustart nie ausgeschlossen zu haben.

Frage: Vor fünf Jahren habt Ihr entschieden, Euch zu trennen - nach einer Abschiedstour und einem Abschiedsalbum. Woher nun der Sinneswandel?

Harket: Wir blickten damals auf 25 gemeinsame Jahre zurück, a-ha war ein wichtiger Teil unseres Lebens. Aber wir merkten, dass wir auch noch andere Dinge tun mussten. Die Entscheidung 2010 gab uns die Möglichkeit, den Kopf wieder klar zu bekommen. Die Presse fragte uns: „Kommt ihr eines Tages zurück?“ Wir antworteten: „Wer weiß?“

Furuholmen: Das Gute am Aufhören ist die Chance, neu anzufangen.

Frage: Mit unverhofften Comebacks seid Ihr in der Pop-Welt ja nicht allein.

Harket: Manche Leute glauben, ein Comeback habe etwas Fragwürdiges an sich - als ob es eine Agenda dahinter gebe. Man kann aber immer das Gegenteil tun: getrennt bleiben oder eben erneut zusammenkommen.

Frage: Ist das Trio a-ha denn wieder lebendig? Oder steht das frische Album „Cast In Steel“ zunächst einmal nur für eine vorläufige Kooperation?

Harket: Ich habe früh klargemacht: Es ist ein Zwei-Jahres-Projekt, das uns die Möglichkeit gibt, ein Album aufzunehmen und damit auf Tour zu gehen. Doch das heißt nicht, dass es damit enden muss.

Frage: Euer letzter gemeinsamer Auftritt war 2010 - eine Gedenkfeier für die Opfer des Massenmords von Utøya ausgenommen. Was erwartet Ihr jetzt von der Tour in Südamerika, Deutschland, Österreich und der Schweiz?

Furuholmen: Los geht es bei „Rock in Rio“ im September. Das war ein zentraler Punkt dabei, die Band zusammenzubringen. Wir haben vor 30 Jahren da gespielt. Ich kann mich aber auch gut an das erste Konzert nach der Pause in den 90ern erinnern - in Hamburg: elektrisierende Stimmung, überwältigendes Willkommensgefühl. Damals hatten wir keine großen Erwartungen. Und dann gab es so viel Liebe in diesem Raum.

Frage: Haben die jüngsten Soloprojekte auch das neue a-ha-Album mitgeprägt?

Furuholmen: Alles, was wir tun, definiert und prägt uns. Einige der eigenen Sachen finden also hoffentlich ihren Weg zurück in den Mix.

Waaktaar-Savoy: Wir drei waren über weite Strecken unseres Lebens Künstler und Musiker. Das ist es, was uns ausmacht. Es ist nicht so, dass eine Sache immer zur anderen führt - es ist halt das Leben.

Frage: Ihr arbeitet jedoch meist an unterschiedlichen Orten. Wie organisiert man da die ganzen Proben und den Ideenaustausch für ein neues Album?

Harket (lacht): Mit Songschreiber-Romantik hat das wenig zu tun. Pål hat sich in New York eingerichtet, ich arbeite von Stockholm aus, Magne in Oslo oder London. Wir schicken uns die Stücke einfach zu.

Frage: „Cast In Steel“ vereint sanfte und melancholische Melodien, aber auch elektronische und klassische Klänge. Wie beschreibt Ihr den Stil?

Harket: Es handelt sich in jedem Fall um komplett neue Lieder. Wir haben versucht, jedes von ihnen auf bestmögliche Weise einzuspielen.

Frage: Welche persönlichen Erinnerungen und Ansichten stecken im Titelsong?

Waaktaar-Savoy: Er handelt vom Älterwerden. Ist man jung, erscheint einem alles stärker in Schwarz/Weiß. Wir sind nun in einer anderen Lebensphase, und alles erscheint ein wenig beweglicher. Doch obwohl sich vieles ändert, spürt man dieselbe Leidenschaft wie früher.

Frage: Kommen die Ideen für Eure Songs von selbst, auf natürliche Weise?

Waaktaar-Savoy: „Natürlich“ ist ein lustiges Wort. Ja, bei diesem Album kamen die Ideen einfach. Manchmal hat man aber auch das Gefühl, einen Song schreiben zu müssen. Ist man noch Anfänger in dem Metier, jagt man Songs. Es braucht Zeit, bis sie „natürlich“ kommen.

Frage: Welche anderen Bands beeinflussen Euch, und wen beeinflussen a-ha?

Furuholmen: Seltsam, wenn man bedenkt, woher wir kommen: Als wir aufwuchsen, wollte keiner von uns Popmusik machen. Wir hörten keinen Pop. Dennoch wurden wir 1985-86 eines der bekanntesten Pop-Trios. Heute zitieren uns Kollegen, die wir sehr hoch schätzen - seien es experimentelle Bands wie Radiohead oder Weltstars wie Coldplay.

Frage: Gibt es schon Pläne für die Zeit nach 2017?

Harket: Bisher nicht. Es ist uns wichtig, über unsere Zeit selbst zu bestimmen. Wir sind in mancherlei Hinsicht gescheitert, weil wir nie gute Planer waren. Man braucht eine Balance von Plan und Freiraum.

Frage: Ihr werdet nun aber vorsichtiger im Ankündigen von Abschiedstouren?

Harket: Pause statt Ende wäre 2010 der bessere Begriff gewesen. Doch es ist wohlfeil, immer nur über Motive zu spekulieren. Unsere Antwort lautet: Spekuliert ruhig weiter! (lacht) Hört euch das Album an und entscheidet, ob es ein hinreichender Grund für unsere Rückkehr ist.

Furuholmen: Für mich war 2010 durchaus das Ende von etwas. Aber nun steht die Musik an erster Stelle. Mir war nicht bewusst, etwas zu vermissen, bis wir im Studio waren. Zurück auf vertrautem Terrain ...

Frage: ... wobei sich dieses Terrain zugleich frisch und neu anfühlte?

Harket: Oh ja. Auch Paare und Beziehungen gehen manchmal auseinander - um danach umso enger zueinander zu finden. Man muss erst wissen, dass man wirklich aufgehört hat, ehe man zu neuen Ufern aufbrechen kann.

Zur Person: Die norwegische Band a-ha mit Magne Furuholmen, Pål Waaktaar-Savoy und Morten Harket schaffte 1985 mit dem Hit „Take On Me“ den Durchbruch. Nach stilleren Jahren kam im Jahr 2000 mit der Single „Summer Moved On“ und dem Album „Minor Earth, Major Sky“ der Erfolg zurück. Ende 2010 trennte sich die Band, um 2015 ihre Wiedervereinigung zu verkünden.