Von Marlene Dietrich inspiriert - Lou Reed und Berlin

Berlin (dpa) - Lou Reed hat Berlin 1973 ein Album gewidmet, das heute ein Klassiker ist. Damals kannte er die geteilte Stadt noch nicht von Besuchen, wie der am Sonntag mit 71 Jahren gestorbene Musiker einmal in einem Interview sagte.

Reeds düstere Parabel des Junkie-Pärchens Jim und Caroline, ein hochambitioniertes Schlüsselwerk, kam beim Erscheinen nicht gut an.

Eine Aussöhnung mit dem Publikum gab es 2007. Reed ging mit einer Re-Animation des Klassikers auf Welttournee. Auch die Zuschauer im Tempodrom, in der Nähe des ehemaligen Mauerstreifens, feierten die Show zu „Berlin“. Regisseur Wim Wenders, ein Freund des Musikers, fand damals: Besser kann Rock 'n' Roll nicht werden.

Fans von Reeds Band The Velvet Underground kennen in Berlin eine Pilgerstätte: Sängerin Nico (1938-1988) alias Christa Päffgen, die in Köln geboren wurde, liegt auf einem Friedhof in Grunewald begraben. Entertainerin Romy Haag zählte Lou Reed zu den Gästen ihres Nachtclubs. In Wenders „In weiter Ferne, so nah!“ (1993) spielte der Sänger sich selbst.

In der legendären Wohnung von David Bowie und Iggy Pop in Berlin-Schöneberg sei er aber nie gewesen, sagte Reed dem „Tagesspiegel“ vor einigen Jahren. „Das ist eine dieser Geschichten, für die gilt, was meine Mutter immer gesagt hat: Glaub' nur die Hälfte von dem, was du liest.“

Als Reed 1973 „Berlin“ herausbrachte, war sein Bild der Stadt hauptsächlich von Filmen und Büchern beeinflusst. „Ich dachte an Christopher Isherwood, der in seinen Romanen die 1920er Jahre beschrieben hat, an den Schauspieler Peter Lorre, den Regisseur und Schauspieler Erich von Stroheim oder an Marlene Dietrich.“ Auch „Nosferatu“ und die „Dreigroschenoper“ hätten sein damaliges Bild von Deutschland und Berlin geprägt.