Vor 25 Jahren kam Stéphanie in die Charts

„Irresistible“ - Unwiderstehlich: So hieß das Lied, mit dem Stéphanie von Monaco vor 25 Jahren europaweit die Hitparaden stürmte. Pop-Prinzessin mal wörtlich. Eine fürstliche Geschichte.

Berlin/Monte-Carlo (dpa) - Die 80er Jahre gelten im Pop-Geschäft als Dekade der Trashkultur. Jetzt jährt sich ein Höhepunkt dieser Ära zum 25. Mal. Im April 1986 erobert eine androgyne Brünette mit einem melancholischen Disco-Song die Charts vieler Länder. Der Lockenkopf mit Schulterpolstern ist nicht irgendwer, sondern eine wahre Pop-Prinzessin: die 21-jährige Fürstentochter Stéphanie von Monaco. Der Ohrwurm „Irresistible“ (Unwiderstehlich) heißt in seiner französischen Version „Ouragan“ (Orkan). Er wird ein Sommerhit. Papa Grimaldi, Fürst Rainier III. (1923-2005), soll über den Pop-Ausflug seiner Jüngsten nicht sehr amüsiert gewesen sein.

„Viel Prinzessin, wenig Gesang“, lästern Musikkritiker über das dünne Stimmchen von Stéphanie. Doch den Plattenkäufern gefällt's: Am 5. April entert die Single in Frankreich die Charts und bleibt dort 29 Wochen - Höchstplatzierung: Nummer eins. Am 14. April steigt das Lied auch in den deutschen Charts ein, bleibt dort 18 Wochen und kommt bis auf Platz zwei.

Auch Österreicher und Schweizer kaufen das Stück en masse. Plötzlich ist die Prinzessin in den Medien sehr präsent. Die Blaublütige, die sich auch als Fotomodell und Designerin versucht, bringt im Laufe des Jahres ein Album heraus. Auch das Lied „One Love To Give“ (französischer Titel: „Flash“) schafft es in Deutschland und Frankreich in die Top Ten.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (genauer: das damalige „FAZ-Magazin“) schreibt im Oktober 1986 über Stéphanies Debüt-Album: „Luftig-leichte Melodien von naivem Charme, warme Bläser-Einsprengsel und gelegentlich eine aufjaulende Heavy-Rock-Gitarre werden der Platte gewiss ihren Einzug in die Vergnügungs-Tempel der Jeunesse dorée garantieren.“ Noch elf Jahre später bescheinigt das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Stéphanie eine „rebellische Neigung zur Trashkultur“ und beschreibt die Prinzessin als „Fürstentochter, die ihren Vater vor Jahren mit öffentlichen Gesangsauftritten in superkurzen Minis verärgerte“.

Im Jahr 2011 sind diese Zeiten längst passé. Inzwischen ist Stéphanie von Monaco 46 Jahre alt. Sie kommt kaum noch in den Klatschspalten vor. Sorgte sie 1996 mit der zerbrochenen Ehe mit Daniel Ducruet für Schlagzeilen oder später immer wieder mit Liebschaften, die als wenig standesgemäß galten, ist sie heute in erster Linie dreifache Mutter. Sohn Louis (18) und die Töchter Pauline (16) und Camille (12) geben den Takt vor. Gut beschäftigt ist Stéphanie auch als Präsidentin des Internationalen Zirkusfestivals von Monte-Carlo, als Gesicht einer monegassischen Aids-Hilfsorganisation sowie als Sonderbeauftragte des UN-Programms zur Aids-Bekämpfung (UNAIDS).

Zur Presse hat Stéphanie seit ihrer Jugend ein angespanntes Verhältnis, was nicht zuletzt auf den tödlichen Unfall ihrer Mutter Gracia Patricia (alias Hollywood-Star Grace Kelly) im Jahr 1982 zurückgeht. Die Prinzessin saß mit ihrer Mutter im Auto, als es auf einer Bergstraße zwischen La Turbie und Monaco verunglückte. Damals kreisten Gerüchte, die 17-Jährige habe am Steuer gesessen.

Gefragt, ob sie ihre Karrieren als Sängerin oder Designerin bereue, sagte Stéphanie im Januar 2011 der französischen Zeitschrift „Paris Match“: „Ich habe manchmal das Gefühl, mehrere Leben gelebt zu haben, weil ich ganz plötzlich erwachsen werden musste.“ Sie habe früh das Bewusstsein bekommen, dass das Leben ganz plötzlich zu Ende sein könne. „Und da wollte ich es voll auskosten, auch um mich und meinen Platz in der Welt zu finden.“

Im offiziellen Lebenslauf von Stéphanie auf der Internetseite des monegassischen Fürstenhauses fehlt die Passage ihres Popstar-Daseins übrigens.