Wagner-Fieber in Bayreuth steigt
Bayreuth (dpa) - In Bayreuth steigt das Wagner-Fieber: Kurz vor dem 200. Geburtstag Richard Wagners hat die Stadt den 2010 verstorbenen Enkel des Komponisten und langjährigen Festivalchef Wolfgang Wagner geehrt.
Der Platz vor dem Festspielhaus heißt künftig Wolfgang-Wagner-Platz.
Zudem öffnete das weltberühmte Opernhaus am Sonntag für Interessierte: Nach Angaben von Sprecher Peter Emmerich nutzen rund 4000 Menschen die Gelegenheiten, um den für das Publikum unsichtbaren Orchestergraben zu inspizieren oder sich auf der Bühne umzuschauen.
Auch auf den bekanntermaßen unbequemen Stühlen im Zuschauerraum konnte man Platz nehmen. Zur Festspielzeit sind diese Sitze heiß begehrt: Jahrelange Wartezeiten auf eine Karte sind die Regel.
Der Tag der offenen Tür im Festspielhaus bildete den Auftakt für die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag: An diesem Mittwoch (22. Mai) bieten die Festspiele zwei Publikumslieblinge auf: Dirigent Christian Thielemann wird ein Geburtstagskonzert im Festspielhaus dirigieren. Am späten Abend bei einer Geburtstagsfeier in der Innenstadt wird der bei den Festspielen gefeierte Tenor Klaus Florian Vogt auftreten.
Doch zunächst blickt die Klassikwelt am Mittwoch nach Leipzig: In Wagners Geburtsstadt gibt es einen Festakt in der Oper. Dazu wird Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) erwartet. Zuvor wird das von dem Karlsruher Künstler Stephan Balkenhol geschaffene Wagner-Denkmal enthüllt.
Am Abend dann dirigiert der regelmäßig am Grünen Hügel bejubelte Thielemann in Bayreuth das Festspielorchester, zu hören sind Ausschnitte aus Wagner-Opern - unter anderem das berühmte Vorspiel von „Tristan und Isolde“.
Die aktuelle Festspielchefin Katharina Wagner sagte am Sonntag, sie und ihre Schwester Eva Wagner-Pasquier freuten sich über die Ehrung für ihren Vater. „Es hätte ihm gefallen, dass heute so viele Menschen das Haus anschauen wollen.“ Wolfgang Wagner (1919-2010) leitete viele Jahrzehnte die Festspiele und prägte das Festival nach dem Zweiten Weltkrieg. 2008 gab er die Verantwortung nach zähem Ringen an seine Töchter Katharina und Eva ab.
Richard Wagner (1813-1883) zählt zu den bekanntesten und zugleich umstrittensten Künstlerpersönlichkeiten Deutschlands. Er gilt als Erneuerer des Musiktheaters, zugleich aber äußerte er sich wiederholt judenfeindlich.