Will.i.am: Ein Motor, der nie ins Stottern kommt
Dieser Mann brennt: Während die Black Eyed Peas ruhen, gründet Will.i.am eine Automarke, vertreibt Mode und veröffentlicht auch noch nebenbei sein viertes Soloalbum.
Düsseldorf. Es ist ein weiter Weg, der hinter William James Adams alias Will.i.am liegt. Er brachte den amerikanischen Musiker innerhalb von rund 18 Jahren vom ambitionierten Hoffnungsträger des Hip-Hop zum weltweit erfolgreichen Popstar, Produzenten und Geschäftsmann.
Ende der 1980er Jahre gründete Adams gemeinsam mit einigen Kumpels in Los Angeles seine erste Hip-Hop-Gruppe Atban Klann, aus der sich 1995 schließlich die Black Eyed Peas entwickelten. Fest im Hip-Hop verortet, sorgte die Gruppe in der Szene rasch für Aufmerksamkeit und erhielt 1997 einen Plattenvertrag bei Interscope. Spätestens mit ihrem zweiten Album „Bridging The Gap“ etablierten sie sich 2000 dann im alternativen Segment des Hip-Hop neben Größen wie Jurassic 5 oder Q-Tip. Es schien Zeit für den nächsten Schritt.
Dieser kam nicht zuletzt durch eine personelle Neuerung. Mit Stacy „Fergie“ Ferguson stieß 2003 eine neue Sängerin zur Formation und vervollständigte so jene Hinwendung zum Pop, die sich bereits angedeutet hatte. Der Klang entfernte sich mehr vom reinen Rap-Konzept und fand schnell den erhofften Anklang. Das dritte Album „Elephunk“ wurde noch im selben Jahr mit Nummer-eins-Hits wie „Where Is The Love“ oder „Shut Up“ zum großen Durchbruch.
Seither gehören die Black Eyed Peas zu den kommerziell erfolgreichsten Bands im Pop. Sieben Grammys sowie zahlreiche Platinplatten zieren ihre Trophäenschränke. Hinzu kommen Auftritte bei der Super-Bowl-Halbzeit-Show und nahezu jeder großen Musikpreisverleihung — und ausverkaufte Konzerte rund um den Globus.
Man könnte meinen, das allein genüge, um zwei Künstlerleben auszufüllen. Doch Will.i.am ist kein Mann, der sich gerne ausruht. Der leidenschaftliche Michael-Jackson-Fan fing bereits 2001 damit an, abseits seiner Band Soloalben zu veröffentlichen, um andere musikalische Ideen auszuprobieren. Zudem arbeitete er höchst erfolgreich als Produzent mit den größten Namen des Popzirkus zusammen: Von seinem Idol Jackson über Rihanna und Usher bis zu U2, Justin Timberlake oder Juanes klopfte das Who’s Who des Mainstream an.
Doch damit nicht genug: Seit einigen Jahren vertreibt Adams unter dem Label „i.am.clothing“ Designer-Mode. Zudem gründete er 2011 die Automarke „i.am.auto“, mit der er ein Modell auf Chrysler-Basis auf den Markt bringen und für Beschäftigung in einem Armenviertel von Los Angeles sorgen möchte. Ganz nebenbei engagierte sich der Musiker 2008 im Präsidentschaftswahlkampf für Barack Obama und produzierte für ihn Songs wie „Yes We Can“, ein Clip, der bei Youtube bereits über 24 Millionen Mal gesehen wurde.
Die Energie muss raus, nur keine Langeweile aufkommen lassen. Will.i.am ist ein Getriebener, der Geschäftsmann und Künstler perfekt in sich vereint. Jetzt, da die Black Eyed Peas aufgrund der Schwangerschaft von Fergie pausieren, macht er mit dem vierten Soloalbum „#willpower“ einfach alleine weiter.
Wobei, ganz alleine ist der Starproduzent nicht. Bereits die erste Single „T.H.E. (The Hardest Ever)“ gemeinsam mit Jennifer Lopez und Mick Jagger gibt einen Vorgeschmack auf die illustre Gästeliste des Albums. Wer so lange und so erfolgreich im Geschäft ist, leidet keinen Mangel an guten Kontakten: Lil Wayne, David Guetta, Nicole Scherziger — auch sie sind alle dabei.
Selbst mit Teenie-Idol Justin Bieber hat Will.i.am einen Track produziert. „That Power“ zielt mit knallbunten Synthies und einem treibenden Beat, wie die meisten Stücke von „#willpower“ direkt auf die Tanzfläche. Diese Musik ist für die großen Diskotheken dieser Welt gemacht. Und sie kommt auch genau dort an. „Everybody in the club, all eyes on us“ (Ihr alle hier im Club, richtet die Augen auf uns), heißt es in „Scream & Shout“. Das Duett mit Britney Spears ist die Hitsingle des Albums und findet sich europaweit in der Dauerrotation der Radiosender. „Bring the action“ (Lass es krachen) fordern Spears und Will.i.am und lassen keinen Zweifel daran, dass der Weg zur Glückseligkeit über die massive Beschäftigung von Hüften und Beinen führt.
In Deutschland und England erstürmte der Song die Spitze der Singlecharts, und auch in den USA kletterte er immerhin bis auf Nummer drei. Damit verbucht der Kopf der Black Eyed Peas nach zwölf Jahren endlich auch seinen ersten großen Solo-Hit.
Doch es sollte stark verwundern, wenn sich Will.i.am jetzt einfach auf den Lorbeeren ausruht. Alles muss in Bewegung bleiben.
Hinweis: Das Album „#willpower“ sollte ursprünglich am Samstag (30. März) erscheinen. Kurzfristig wurde die Veröffentlichung auf den 19. April verschoben.