Zum Blockflöten-Tag: Flötentöne — geliebt und gefürchtet
Am 10. Januar ist internationaler Tag der Blockflöte. Fast jeder hat Kindheitserinnerungen an das Instrument — nicht immer nur gute. Flötistin Ursula Schmidt-Laukamp räumt mit Vorurteilen auf.
Düsseldorf. Angestrengt drückt der kleine Max drei der sieben Löcher seiner Flöte zu und pustet durch das Mundstück. Der erste Ton kommt ein wenig schwach, der zweite kräftiger — und quietscht ein bisschen. Das Lied, an dem er sich vor den strengen Augen seiner Lehrerin so abmüht, erkennt man trotzdem: „Alle meine Entchen“ — sein erstes Werk. Solche oder ähnliche Erinnerungen werden viele noch an ihren ersten Instrumentenunterricht haben. Die Blockflöte sollte in vielen Fällen das Einstiegsinstrument sein. Am Dienstag wird ihr ein Ehrentag gefeiert — und Professorin Ursula Schmidt-Laukamp räumt dazu mit einigen Vorurteilen auf.
„Ich habe auch im Kindergarten mit dem Blockflöte spielen angefangen“, sagt Ursula Schmidt-Laukamp, die jetzt Professorin ist und an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf und der Hochschule für Musik und Tanz in Köln Blockflöte unterrichtet. „Generell besteht der Wunsch — unter Bildungsträgern, Schulen oder in der Familie — Menschen mit Musik in Berührung zu bringen“, sagt Ursula Schmidt-Laukamp. Warum es am Anfang so oft die Blockflöte ist, weiß auch sie nicht.
Ist es die Größe, die dazu führt, dass auch Kinder das Instrument früh halten und spielen können? Der Preis so einer kleinen Flöte? Oder die Vermutung, dass die Kinder mit so einem vermeintlich einfachen Instrument schnell Erfolge verbuchen können? „Dass viele so schlechte Erfahrungen mit der Blockflöte gemacht haben, liegt vermutlich genau daran“, sagt Ursula Schmidt-Laukamp. Dass Flöte spielen so einfach ist, sei nämlich ein Irrtum: „Man muss relativ viele Dinge gleichzeitig können.“ Feinmotorik beim Zudrücken der Löcher, die passende Atemtechnik, Noten lesen und auch genau hinhören, ob die Töne alle so klingen, wie sie sollen. So könne es durchaus sein, dass das Flöte spielen vor allem am Anfang nicht so schön ist — und das prägt.
„Wenn ein Sechsjähriger Geige spielen lernt, ist das auch nicht sofort meisterhaft“, sagt Ursula Schmidt-Laukamp. Nur das sei früher eben nicht besonders häufig gewesen. Dass Kinder ein Instrument erlernen sei aber so häufig wie nie: „Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es nie so viele musizierende Kinder gab, wie heutzutage“, sagt die Flötistin. Und das sei auch wichtig für die Entwicklung. „Beim Lernen eines Instruments kommen Kinder in Berührung mit Dingen, zu denen sie vielleicht sonst keinen Zugang gehabt hätten“, sagt Ursula Schmidt-Laukamp. Mal konsequent ein Ziel zu verfolgen zum Beispiel. Oder nicht gleich aufzugeben, wenn mal etwas nicht auf Anhieb klappt. Dranzubleiben eben.
Die Instrumente, die Kinder jetzt erlernten, seien aber wesentlich vielfältiger als früher. Schulen und Musikschulen stellen heute oft verschiedene Instrumente zur Verfügung — Geige, Cello, Trompete — die Blockflöte sei aber auch noch dabei. Und ihr Ruf bessere sich: „Es gibt mittlerweile sehr gut ausgebildete, studierte Flötenlehrer“, sagt Ursula Schmidt-Laukamp. Damit verbessere sich die Unterrichtsqualität und auch die Lernergebnisse der Schüler.
Außerdem sei die Blockflöte viel mehr als die kleine C-Flöte, die die meisten noch aus der Schulzeit kennen. „Von einer Piccolo- bis zur Kontrabassblockflöte gibt es allein bei den Instrumenten schon eine große Vielfalt“, sagt die Flötistin. Und auch die Stückauswahl sei riesig. Alle Epochen und Richtungen würden mittlerweile auf der Blockflöte gespielt. Es gebe auch Gruppen, die Jazz oder Rock- und Popmusik auf der Flöte spielten. „Das alte Image stimmt einfach nicht mehr“, sagt Ursula Schmidt-Laukamp. Die Blockflöte könne mehr als Weihnachtslieder und „Alle meine Entchen“.