Konzert Sting in Düsseldorf: Ein Weltstar und sein Polizei-Chor

Die wilden Zeiten sind Legende. Stattdessen lud Sting seine Fans zum Familienkonzert ein. Dabei wurde viel im Song-Album von damals geblättert.

Foto: Axel Heimken/dpa

Düsseldorf. Im Oktober 1980 stehen drei junge Musiker auf der Bühne des legendären WDR-Rockpalastes. Die legen mit solcher Energie los, dass der Sänger schon nach einer halben Stunde große Probleme hat, die hohen Töne bei „So lonely“ zu treffen. Am Dienstabend spielte Sting den Song wieder vor ausverkaufter Halle in Düsseldorf — im letzten Teil des Programms. Und zwar so perfekt, wie man es zu den wilden Zeiten von „The Police“ nie gehört hat. Dazu wurde die Vorgruppe „The last Bandoleros“ zur Gesangsunterstützung auf die Bühne gebeten. „Police“ war einmal, stattdessen stand da bei „So lonely“ ein ganzer Polizei-Chor. Der Song gehörte zweifellos zu den Momenten, die das Ü 40-Publikum mit nach Hause genommen hat. Das war mindestens so schön wie auf der Platte und dabei so harmonisch, dass es den echten Rock’n’-Roller doch ein bisschen schüttelte.

Es war eben ein echter Familienabend, den Gordon Sumner, wie Sting mit bürgerlichem Namen heißt, für seine Fans veranstaltete. Der wurde von seinem Sohn Joe mit der Akustik-Gitarre eröffnet. Vor allem die Stimme erinnerte stark an seinen Vater. Die drei Songs gingen nahtlos in den Auftritt von „The last Bandoleros“ über, die ebenfalls längst zur Sting-Familie gehören und ihn während der ganzen Tour begleiten. Für die junge Band eine große Chance und für Sting die Möglichkeit, die Truppe mit perfektem Satzgesang als Background-Chor ins Konzert einzubauen.

Ein völlig neues Live-Gefühl bringt das vor allem bei den Police-Songs, die in absolut tadellosem Sound. Wo früher während der ersten Lieder noch eifrig am Mischpult geschraubt wurde, um das gefürchtete Quietschen der Rückkopplungen für den Rest des Abends in den Griff zu bekommen, sitzt bei Sting der erste Ton.

Mit „Synchonicity II“ legt der 65-Jährige los und lässt mit „Spirits in the material world“ gleich den nächsten Police-Klassiker folgen. Vorbei sind offenbar die Zeiten, in denen Sting sich bei Interviews verbat, Fragen nach seiner alten Band zu stellen. Offenbar erinnert sich der Bassist und Sänger wieder gerne an alte Zeiten. Aber er lebt nicht wie viele andere Stars seiner Altersklasse nur in der Vergangenheit. Mit „Can’t stop thinking about you“ und „One fine day“ konnte er gleich zwei Songs aus seinem aktuellen Album in den Radio-Charts unterbringen. Und die sind kein bisschen schlechter als seine Klassiker wie „Englishman in New York“ oder die alten Police-Hymnen.

Einmal übertreibt Sting es mit der Harmonie. Bei dem langsamen „Down, down, down“ hat man das Gefühl, dass Band und Publikum beim Leierkasten-Sound langsam wegnicken. Immerhin kommt dann der Weckruf, bei „Message in a bottle“ steht die Halle wieder Kopf. Zum Finale gibt es eine Hommage an eine Dame, der Sting viel zu verdanken hat. Denn „Roxanne“ war einer der Hits, die ihm den Weg zum Weltstar ebneten. In den Song bettete er das legendäre „Ain’t so sunshine“ ein, bevor das normale Konzert nach rund eineinhalb Stunden zu Ende war. Die Zugabe hatte dann symbolischen Charakter — mit „Next to you“ war der Sänger seinen Fans ganz nah.

Die diskutierten beim Verlassen der Halle eifrig über das Konzert-Erlebnis. Der Sound war klar besser als früher, ohne Ecken und Kanten. Aber gehören die nicht gerade zu einem aufregenden Rockkonzert dazu? Andere Zeiten eben.