„Unter deutschen Betten“: Die Ferres putzt sich durch

Veronica Ferres spielt einen alternden Schlagerstar, der als Reinigungskraft jobbt. Die Bestseller-Verfilmung wirft Schlaglichter auf zwei Berufsfelder, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Foto: Marco Nagel/20th Century Fox

Die eigene Wohnung sagt oft mehr über einen aus, als man eigentlich will. Vor allem Putzfrauen kommen einer Seele so ziemlich nah. Dass sie dabei nicht nur Gutes entdecken, zeigt das Buch „Unter deutschen Betten“, bei dem es um die Erlebnisse einer polnischen Putzfrau geht. Nun wurde der Besteller mit Schauspielerin Veronica Ferres in der Hauptrolle verfilmt und überrascht mit einem Schwenk in die Welt des Schlagers.

Ferres spielt die in die Jahre gekommene Schlagersängerin Linda, die an ihrem Comeback arbeitet. Während eines Auftritts erwischt sie ihren Langzeitfreund und Produzent Friedrich — verkörpert von einem braun gebrannten Heiner Lauterbach mit fies zurückgekämmten Haaren und Goldkettchen um den Hals — mit einer Jüngeren. Das verwöhnte Schlagersternchen Linda fliegt aus der gemeinsamen Münchner Luxusvilla, ihre Welt bricht zusammen. Auch ihre Freunde wenden sich von ihr ab. Die einzige, die noch da ist: ihre polnische Putzfrau Justyna, gespielt von Magdalena Boczarska. Die in Deutschland vor allem aus Krimis bekannte Schauspielerin zeigt sich in der Kino-Komödie als strenge Reinigungskraft mit weichem Kern, die am Ende das Gute in ihrer früheren Chefin sieht.

Justyna putzt in den Häusern der Schönen und Reichen. Linda will ihr helfen, verursacht dabei aber jede Menge Chaos. „Die hat mir gerade noch gefehlt“: Denkt nicht nur die osteuropäische Reinigungskraft, sondern auch Produzent Ken Rivers (Simon Schwarz). Mit ihm will Linda einen neuen Hit rausbringen, doch der muss erst noch geschrieben werden.

Ferres spielt selbstironisch die für sie eher untypische Rolle des verwöhnten Schlagersternchens mit dem Herz am rechten Fleck. Als Reinigungskraft lässt die ehemalige „Superweib“-Darstellerin, die schon Bundeskanzlerin Angela Merkel verkörpert hat, kein Fettnäpfchen aus und beweist dabei Sinn für Humor — auch wenn manche der Gags eher platt daherkommen so wie als Linda in ihr früheres Zuhause einbrechen will und dabei in der Katzenklappe stecken bleibt. Auch Lauterbach als schmieriger Ex-Liebhaber und gieriger Musikproduzent, der alle Klischees erfüllt, sorgt mit seinen Chauvi-Sprüchen immer wieder für Lacher.

Mit Ferres stand er schon mehrmals vor der Kamera, zum Beispiel in Helmut Dietls Werk „Rossini — oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ aus dem Jahr 1997.

Der neueste Film der beiden ist solide Unterhaltung, die an der ein oder anderen Stelle aber schwächelt. Mit der Besteller-Verfilmung bleibt Regisseur Jan Fehse der Buchvorlage, die von Sachbuchautor Holger Schlageter unter dem Pseudonym Justyna Polanska 2011 veröffentlich wurde und auf Berichten von Putzfrauen beruht, nur in Zügen treu.

Wertung: n n n n n