Wuppertal Von der Heydt-Museum: Entdecken Sie den Maler Adolf Erbslöh
Das Von der Heydt-Museum widmet dem Werk von Adolf Erbslöh eine umfassende Ausstellung und beleuchtet auch seine Bedeutung für die großen Künstler seiner Zeit, wie Kandinsky, Jawlensky und Franz Marc.
Wuppertal. Im Jahr 1894, gerade mal 13-jährig, zeichnete Adolf Erbslöh bereits seine Eltern im Zug. Die kleine Zeichnung ist das erste Zeugnis von Erbslöhs Neigung, künstlerisch tätig sein zu wollen. Sein Talent, einen Gegenstand, eine Landschaft oder eine Person mit eigenem Blick zu erfassen und aufs Papier zu bringen, zeigt sich auch in seinen frühen Ölbildern, mit denen die Ausstellung im Von der Heydt-Museum beginnt. Insgesamt versammelt sie 55 Ölbilder und 45 Arbeiten auf Papier von Erbslöh sowie 60 Werke von Künstlern seiner Zeit, mit denen er eng befreundet war und die er förderte. Die Ausstellung folgt chronologisch der Entwicklung von Adolf Erbslöh und beleuchtet, wie die Protagonisten der Münchner Szene sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts gegenseitig beeinflusst haben.
Die Ausstellung im Von der Heydt-Museum konzentriert sich einmal auf Erbslöhs von den neuesten Strömungen der Zeit inspirierte Malerei, die in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg einen ersten Höhepunkt erreichte. Und sie zeigt Werke der mit Erbslöh befreundeten Avantgardisten: der bekannten wie Kandinsky, Marc, Jawlensky, Werefkin - aber auch der weniger bekannten wie Bossi, Girieud, Bechtejeff, Kogan, von Kahler und anderer.
Des Weiteren gibt es Werke einiger französischer Künstler zu sehen, die ihn entweder inspiriert oder die mit ihm zusammen ausgestellt haben. Indem sie die Entwicklung der anderen Künstler der von Erbslöh gegenüberstellt, macht die von Beate Eickhoff kuratierte Ausstellung deutlich, dass der Künstler mit Wuppertaler Wurzeln eine ganz eigenständige Malerei entwickelt hat, die an Qualität der seiner bekannteren Kollegen in nichts nachsteht.
Für die Wuppertaler ist Adolf Erbslöh (1881-1947) ein Wuppertaler Künstler, doch für die Münchner ist er ein Münchner Maler, weil er lange in Bayern gelebt und gearbeitet hat. In New York geboren, kehrten Erbslöh und seine Familie, eine reiche und kulturell interessierte und engagierte Kaufmannsfamilie, 1887 zurück nach Barmen. Erst zum Studium ging Erbslöh nach Karlsruhe und später nach München. Tatsache ist, dass er für das Kunstleben beider Städte enorm wichtig war. In München gründete er mit Kandinsky, Jawlensky, Werefkin und Münter die Neue Münchner Künstlervereinigung, die heute als Vorläufer des Blauen Reiters gilt. Er sorgte durch sein unermüdliches Organisieren und Kuratieren für den „Durchbruch“ der neuen, progressiven Kunst vor dem Ersten Weltkrieg in Barmen, Elberfeld, München und in vielen anderen Städten.
Auch wenn er Wuppertal relativ früh verließ, fühlte sich Erbslöh dem Bergischen Land verbunden, was man, wie er einmal schrieb, an den dunklen und schweren Farben seiner späten Landschaftsbilder sieht — die Farbwahl führte er auf seine Bergische Heimat zurück. Nicht nur seine Aktbilder, sondern auch seine Stadtansichten und Stillleben faszinieren durch ihre intensive Farb- und ungewöhnliche Formgebung. Seine früheren Bilder sind ein Farbenrausch. Seine expressive Darstellung der Schwebebahn mit kubistischen Anspielungen ist sicher eine der schönsten und außergewöhnlichsten, die es gibt.
Die Schriftstellerin Isabella Nadolny, eine enge Freundin der Familie Erbslöh, beschrieb Erbslöhs Art wohl am besten: „Er war ein brillanter Erzähler; jeder Dialekt, jede Nuance einer fremden Sprache, jede Anekdote war bei ihm in den besten Händen, jede Pointe saß wie ein Schuß. (…) Später merkte ich, daß von seinen schweren und zugleich leuchtenden Farben Trauer ausging, ja, daß er wie so viele sprühende Humoristen im Grunde ein melancholischer Mann war, streng mit sich und seinen Bildern, mißtrauisch gegen das eigene Talent.“
Zurückgezogen starb er 1947 in Irschenhausen bei München. Auf den Durchbruch wartete er vergebens. Die Ausstellung in Wuppertal beweist, dass es sich lohnt, ihn wiederzuentdecken. Red