Fotografin Angelika Platen Porträts aus der Kunstszene: Wie sich Rodin vor Joseph Beuys verneigt

Die Akademiegalerie am Burgplatz zeigt herausragende, auch komische Porträts aus der Düsseldorfer Kunstszene.

Foto: Angelika Platen

Düsseldorf. Die Akademiegalerie am Burgplatz widmet sich dem Künstlerporträt in einer köstlichen Ausstellung. Dabei steht die Fotografin Angelika Platen im Mittelpunkt, die in den 1960er und 1970er Jahren einige Künstler der Akademie begleitete, dann 30 Jahre gleichsam untertauchte, um jetzt wieder an die einstige Porträtkunst anzuknüpfen. Sie hat ein begnadetes Auge, hält etwa Sigmar Polke fest, wie er in jugendlichem Übermut auf einer Platane am Burgplatz herumklettert, oder wie der Bildhauer Auguste Rodin dem Künstler Joseph Beuys gleichsam die Reverenz erweist.

Foto: smkp

Platen (75) studierte 1968 kurz Fotografie an der Hochschule in Hamburg, wurde Pressefotografin, führte dem Playboy Gunter Sachs eine Galerie in Hamburg und verschwand 1976 nach Paris, wo sie als Direktorin in der Automobilwerbung arbeitete. 1997 tauchte sie wieder in Deutschland auf und ging auf Spurensuche nach den Begegnungen aus ihrer eigenen Vergangenheit. Aus dieser „Phase II“, wie sie es nennt, stammt ein Porträt der inzwischen verstorbenen Hanne Darboven. Wie schön und jung war sie einst, und nun sitzt sie mit geschorenem Kopf und vom Alter gezeichneten Gesichtszügen vor der Kamera. Unweit davon sucht der gleichfalls verstorbene Sigmar Polke mit struppigem Haar noch immer nach den „höheren Wesen“, die ihm die nächsten Streiche befehlen sollen.

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Den Maler Konrad Klapheck traf Platen auf einem viel zu kleinen Balkon, wo er sein Nähmaschinenbild „Die gekränkte Braut“ 1971 hinstellte. Das war der Fotografin zu wenig. So musste der Künstler auch noch die Nähmaschine holen, die die Inspirationsquelle seines Bildes war. Die Maschine, das Bild und der Kopf Klaphecks sind nun auf dem engen Balkon vereint.

Joseph Beuys hat sich vor der Hamburger Kunsthalle eine Zigarette angezündet, nachdem er all die Vitrinen der Ströher-Sammlung eingeräumt hatte. Dort erwischte ihn die Fotografin und nahm ihn im optischen Dialog mit einer Rodin-Skulptur auf. „Das Bild war nicht gestellt, es war mein Blick, der die Situation sofort erfasste“, sagt die Fotografin im Gespräch.

Es gibt auch sonst noch tolle Aufnahmen von Kollegen. Benjamin Katz, der große Porträtist der Gegenwart, hielt Candida Höfer völlig unverkrampft fest. Die Aufnahmen von Bernd Janssen sind nicht nur Porträts, sondern sie bringen die Kunst des Abgebildeten in den Aufnahmen geradezu auf den Punkt. Inge Mahn nahm Tony Cragg auf, als er blutjung im Orientierungsbereich arbeitete.

Es gibt aber auch köstliche Lithos aus der grafischen Sammlung des Museums Kunstpalast. Henry Ritter zeigt, wie Johann Peter Hasenclever in seinem Atelier vor einer Staffelei sitzt, die so hoch ist wie eine Tür. Davor lehnt eine Leinwand, die er bearbeiten will. Tatsächlich aber schaut er auf sein Baby in der Wiege, das mit seiner Patschhand einen ähnlichen Stock greift wie der Papa. Ganz anders Henry Ritters Litho zu Wilhelm von Schadow, dem Malerfürsten des 19. Jahrhunderts. Seine Majestät hat einen Zylinderhut auf dem Kopf, seitlich von ihm steht ein Großformat mit einer Madonna. Währenddessen bringt ihm ein Assistent, devot den Zylinder in der Hand, einen Teller mit einem Süppchen. In der Ecke des Ateliers hängt ein Lorbeerkranz.