Mobil in Leichlingen Der Bürgerbus hat schon 160 000 Fahrgäste befördert

Leichlingen. · 23 ehrenamtliche Fahrer bringen Leichlinger in Gebiete abseits des Stadtzentrums. Für viele ist die Hilfe unverzichtbar.

Franz Cramer ist einer von 23 ehrenamtlichen Bürgerbus-Fahrern. Die Atmosphäre im Bürgerbus ist familiär – man kennt sich.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mützen, Regenschirme, Handschuhe – und einmal sogar ein Sack Kartoffeln. Manchmal sind es wirklich ungewöhnliche Dinge, die die Fahrer des Bürgerbus Leichlingen nach ihrer Tour im Fahrzeug finden. „Entweder legen wir die Sachen vorne im Bus aus, aber meistens wissen wir sowieso, wem sie gehören“, erzählt Werner Spitzer, Vorsitzender des Vereins „Bürgerbus Blütenstadt Leichlingen“ und gleichzeitig einer von insgesamt 23 ehrenamtlichen Fahrern.

Denn das ist es, was den Bürgerbus auszeichnet: „Die Atmosphäre ist sehr familiär“, sagt Karne Herbig-Matthiesen, 2. Vorsitzende und Gründungsmitglied. „Zu Nikolaus beispielsweise haben die Fahrer Äpfel und Brillenputztücher verteilt.“ Im Gegenzug bekommen sie zum Jahresende als Dankeschön von einigen Fahrgästen Schokolade und manchmal sogar selbst gestrickte Socken.

Der Bürgerbus darf keine Konkurrenz zum ÖPNV sein

Seit Ende 2002 tourt der Bürgerbus nun schon durch die Blütenstadt – aktuell mit einem noch relativ neuen und modernen Niederflur-Citybus, in dem acht Personen sitzen können. Über 160 000 Bürger haben das Angebot bislang genutzt, im Jahr 2018 waren es rund 9000. „Anfangs“, so erinnert sich Herbig-Matthiesen, „waren es hauptsächlich Frauen, die noch zur führerscheinlosen Generation gehörten.“ Mittlerweile sind die Kunden Männer und Frauen, hauptsächlich Senioren, aber auch Mütter mit kleinen Kindern und manchmal sogar Schüler. Denn den Bürgerbus dürfen alle Bürger nutzen.

„Besonders ist allerdings, dass mehr als 30 Prozent unserer Fahrgäste einen Schwerbehindertenausweis haben, im normalen Busbetrieb sind das gerade mal sieben Prozent.“ Woran das liegt? „Unsere Fahrer nehmen sich die Zeit und warten beispielsweise, bis alle Gäste sitzen. Sie helfen auch mal beim Einkäufe einladen oder beim Rollator fixieren.“

Ganz wichtig: Der Bürgerbus fährt auch in die entlegenen Ortschaften und Siedlungen, in die die großen Busse gar nicht fahren können. Apropos große Busse: Der Bürgerbus darf keine Konkurrenz zum ÖPNV sein. Er sieht sich aber auch nicht als solche. Im Gegenteil – das Busunternehmen Hüttebräucker ist Lizenznehmer der Strecke, stellt entsprechende Anträge, etwa bei Fahrplanänderungen, und unterstützt den Bürgerbusverein als Partner, wo immer es nur geht. „Auf dem Gelände machen wir unsere Fahrtrainings und bekommen vor der ersten Fahrt die Einweisung von drei erfahrenen Fahrern“, erzählt Werner Spitzer. Auch bei kleineren Reparaturen springt Hüttebräucker ein; „Reifen wechseln können wir nämlich noch nicht“.

Neue Fahrer werden übrigens immer gesucht. „Und in dem neuen Bus sitzt man wirklich sehr gut und sehr bequem“, betont Karne Herbig-Matthiesen. Um Formalitäten wie den Personenbeförderungsschein kümmert sich der Verein. Die meisten der aktuellen Fahrer sind in den 60ern, wenige sind jünger, manche älter. Die Fahrer, darunter auch fünf Frauen, sind montags bis freitags in zwei Schichten unterwegs, samstags in einer Schicht. Einige haben feste Dienstzeiten, andere werden je nach Verfügbarkeit flexibel eingesetzt. Eingeteilt werden sie vom Fahrdienstleiter. „Das ist manchmal ein ganz schönes Puzzlespiel, bis alles passt“, sagt Werner Spitzer. Aber bislang sei noch keine Tour ausgefallen.