Umfrage Die Osterather und der Konverter
Im Vorfeld des Info-Abends am Donnerstag kommen die Anwohner zu dem Thema zu Wort.
Für Netzbetreiber Amprion gilt Osterath bislang immer noch als Standortfavorit für den geplanten Doppelkonverter. Am kommenden Donnerstag gibt es einen Bürger-Informationsabend, bei dem Experten von Amprion, Bundesnetzagentur und Bundesamt für Strahlenschutz Rede und Antwort stehen. Wie ist aktuell die Stimmung bei den Osterather Bürgern? Wir haben uns vor Ort umgehört.
Die Osterather sind sich ziemlich einig – ein Stromkonverter in ihrem Dorf? „Das wird hier auf der ganzen, breiten Linie abgelehnt“, sagt Brigitte G. (64). „Das wäre ein Schandfleck im Landschaftsbild“, ergänzt Petra Kröncke (45), die ihr ganzes Leben in Osterath verbracht hat. Auch ihr Sohn Lasse (10) erzählt: „Mit meinem Papa gehe ich gerne in den Feldern joggen. Wenn da ein Konverter steht, können wir da nicht mehr lang.“ Die ältere Schwester Lilly (12) meint aber ganz klar: „Die Hoffnung haben wir noch nicht aufgegeben.“
Familie Kröncke war bei jeder Demonstration vorne mit dabei und schrieb auch regelmäßig Briefe an Politiker. „Die Bürgerinitiative hat richtig was auf die Beine gestellt“, findet Nicola Schäfer (51) und erinnert an die Ausstellung im Sommer, wo alle Zeitungsartikel zu dem Thema ausgestellt wurden. Ihr Mann, Holger Schäfer (50), findet es „unglaublich, wie lange das schon geht. An der Situation hat sich nichts geändert, obwohl so viel gelaufen wurde“. Tochter Emily (15) erzählt, die Familie habe selbst Artikel zu dem Thema in einem Ordner gesammelt. Trotzdem muss Nicola Schäfer zugeben: „Irgendwann ist man einfach müde. Sicherlich spielt auch Amprion damit und zögert die Entscheidung heraus.“
Holger Schäfer sieht das Ganze eher pessimistisch, für ihn stellt sich die Frage: „Wer zieht hier eigentlich die politischen Fäden? Es ist, als würden der Regionalrat und Amprion den schwarzen Peter hin und her schieben.“ Die Familie ist allerdings immer noch fassungslos, dass Osterath momentan auf Platz eins steht. „Die Lasten sollten gerecht verteilt werden“, so Nicola Schäfer. „Wir in Osterath haben schon das riesige Umspannwerk.“
Ein zusätzliche Sorge hat Carola L. (42), sie beobachtet den Immobilienmarkt im Planungsbereich: „Man versucht, zu verkaufen. Was bedeutet das für den Wert unserer Grundstücke?“ Sie räumt ein: „Grundsätzlich halte ich die Energiewende für richtig und wichtig, sie ist schließlich ein Versprechen der Politik und sollte auch umgesetzt werden - allerdings muss der Standort bürgerverträglich sein.“ Das Hauptkriterium bei der Standortsuche müsse der Abstand zur Wohnbebauung sein. „Osterath fiel aus diesem Grund 2014 komplett aus der Betrachtung raus. Daraufhin haben wir unser Haus umgebaut“, erzählt Annette G. (49). „Aber jetzt werden andere Interessen nach vorne gestellt, nicht das Wohl des Menschen. Ich fühle mich ausgeliefert und von der Politik im Stich gelassen. Es ist traurig, man verliert den Glauben an den Rechtsstaat.“ Auch Brigitte G. meint: „Es ist logisch nicht nachvollziehbar, dass man den Konverter hier fast in den Ortskern den Menschen direkt vor die Nase setzen möchte. Es gibt Alternativen und ich wünsche mir, dass sie genutzt werden.“
„Es ist einfach kein gutes Gefühl“, sagt Holger Schäfer
Die Dreiecksfläche in Kaarst hält sie, wie viele Osterather, für den besseren Standort „mit der größten Schadensbegrenzung“, so Brigitte G. Susanne Klocke (46) stimmt zu: „Der Regionalrat macht es sich zu einfach. Dabei wäre es nicht schwer, die Kiesfläche in Kaarst umzuwidmen.“ Sie ist vor kurzem mit ihrer Familie nach Osterath gezogen. Ihre Tochter Rosa (12) sagt: „Irgendwie macht das Ländliche Osterath auch aus.“ Sie spricht ein Stück verlorene Lebensqualität an: „Für Menschen mit Hund wäre es echt blöd.“ Lilly Kröncke äußert außerdem die Sorge: „Den Konverter hört man nachts bestimmt.“ Neben Lärmbelästigung ist für die Befragten das Thema Gesundheit sehr wichtig. „Es ist einfach kein gutes Gefühl“, sagt Holger Schäfer. Petra Krönke kritisiert, dass man viel zu wenig über die Belastung, den Elektrosmog und die Strahlung wisse. Carola L. verlangt eine „verantwortungsvolle Prüfung“.
Zur Informationsveranstaltung am kommenden Donnerstag ruft auch die Facebook-Gruppe „Bürgerinitiative Meerbusch – gegen Konverter“ mit mittlerweile 1490 Mitgliedern auf: „Kommt zahlreich und verleiht eurem Unmut Ausdruck.“ Brigitte G. meint: „Wir müssen mehr Druck auf die Bundesbehörden ausüben; noch mehr kämpfen. Damit Osterath ein Ort bleibt, an dem wir gerne leben und uns wohlfühlen können“.
Auch Susanne Klocke findet es wichtig, jetzt nicht aufzugeben. „Es gibt viele Menschen, die sehr eingebunden sind und keine Zeit für so etwas haben, was ja auch verständlich ist – manche sind sich aber auch nur zu bequem. Wir müssen uns mobilisieren und engagieren. Wir sollten uns dieses Problem als Priorität setzten. Schließlich geht es hier um uns Menschen.“ Sie vertritt die Meinung: „Wenn man will, schafft man alles.“