Meinung Albers ist kein Bauernopfer
Nicht einmal der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers dürfte sich gestern Nachmittag gewundert haben, dass er sein Wochenende als einstweiliger Ruheständler antreten wird. Zu groß war in den vergangenen Tagen der Druck geworden.
Selbst die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach gestern von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis, nachdem sie dem durch allerlei Affären angezählten Polizeichef zuvor noch den Rücken gestärkt hatte. Albers selbst wäre wohl dennoch geblieben — trotz der unglaublichen Vorfälle in der Silvesternacht. Und trotz der haarsträubenden Informationspolitik, von der die hanebüchene Pressemitteilung über eine angeblich friedlich verlaufene Silvesternacht noch der harmloseste Teil war.
Albers ist gewiss kein Bauernopfer. Zumal nicht nur der Vorwurf des Polizeiversagens im Raum steht, sondern auch der, Öffentlichkeit und Stadtspitze über das wahre Ausmaß der Übergriffe und vor allem über die Herkunft und den Aufenthaltsstatus der Tatverdächtigen getäuscht zu haben. Damit nicht genug: Die Einsatzverantwortlichen in Köln sollen das Angebot der Landespolizei abgelehnt haben, Verstärkung in die Domstadt zu schicken. Sollte das stimmen, dürften weitere Köpfe rollen.
Am Montag will NRW-Innenminister Ralf Jäger im Innenausschuss Stellung nehmen — er wird sich unbequeme Fragen gefallen lassen müssen. Die Opposition sieht die politische Verantwortung für die Halb- und Unwahrheiten der vergangene Tage im Innenministerium. Albers’ Rauswurf sei notwendig, um das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Kölner Polizei zurückzugewinnen, sagte Jäger gestern mit Blick auch auf anstehende Großveranstaltungen.
Die Nagelprobe steht womöglich bereits heute an, wenn Hunderte Pegida-Anhänger am Kölner Hauptbahnhof aufmarschieren und zeitgleich Gegendemos angemeldet sind. Sollte die Lage auch diesmal wieder aus dem Ruder laufen, hat Jäger ein Problem.