Alkoholverbot: Sicherheit erfordert mehr Personal

Ein Alkoholverbot allein löst keine Probleme

Wer gelegentlich abends — insbesondere am Wochenende — in eine S-Bahn steigt, hat so etwas wahrscheinlich schon erlebt: zahlreiche Bierflaschen und Dosen auf dem Boden, sich betrinkende Partygänger und manchmal auch Pöbeleien oder gar Gewalt.

Hamburg will nun alles besser machen — mit einem Alkoholverbot in allen Bussen und Bahnen. Taugt das als Vorbild für S-Bahnen auch in NRW, womöglich für den gesamten Regionalverkehr der Bahn?

Die Erfahrungen der Verkehrsbetriebe in den Großstädten unserer Region legen den Schluss nahe: ja. Sie berichten, die Alkoholverbote hätten ihren Zweck erfüllt. Busse, U- und Straßenbahnen sind oft sauberer, Fahrgäste fühlen sich seltener belästigt.

Freilich hält sich nicht jeder an die Regelung, aber in den meisten Fällen wird auf das Bier verzichtet. Natürlich: Auch hier fahren Angetrunkene mit. Aber gerade für sie ist das Angebot ja auch wichtig. Sie sollen schließlich ihr Auto stehen lassen.

Wer diese Erfahrungen nun auch auf die zumeist längeren Fahrzeiten in S- und Regionalbahnen übertragen will, könnte jedoch eine unangenehme Erfahrung machen.

Wer nicht nur zehn oder 15 Minuten zur Party unterwegs ist, sondern gleich eine halbe Stunde oder mehr, könnte deutlich weniger Verständnis dafür haben, dass er sein Bier nicht öffnen darf.

Zudem ist es gerade auf längeren Strecken heute kaum möglich, ein Verbot zu kontrollieren. Das Personal der Sicherheitsdienste reicht noch nicht einmal ansatzweise.

Zudem trifft ein starres Verbot auch immer die Falschen: Was ist denn dagegen einzuwenden, wenn jemand auf dem Weg ins Wochenende in der Bahn ein Bier trinkt? Oder wenn der Kegelclub auf den Ausflug anstößt? Trinken artet ja nicht zwangsläufig in Belästigung aus.

Wichtiger wäre es, gerade an Freitag- und Samstagabenden deutlich mehr Sicherheitspersonal in die Bahnen zu schicken. Dieses ist heute schon befugt, Fahrgäste an der nächsten Haltestelle aus der Bahn zu weisen, wenn sie andere belästigen.

Hamburg hat sein Personal in diesem Bereich bisher nicht aufgestockt. Man wird abwarten müssen, ob die Rechnung aufgeht. Ein Verbot, das womöglich gar nicht durchgesetzt wird, gaukelt der Öffentlichkeit nur vor, es werde gehandelt.